Die Destillation von Schnaps

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Beitrag:

RE: Brennbericht Refluxdestille
Von: Gerd am 25.09.2006 04:49:26 | Region: Ostfriesland
Moin hf!


@Die Temp erhöht sich von selbst,je weniger Alk sich in der Maische noch befindet.Da kann man nix einstellen.Bei vermehrter Kühlung habt ihr lediglich mehr Reflux.Somit erhöht ihr nur den Alkoholgehalt des Destillates.



Das sind vier Sätze und drei Gemeinplätze, aber um was es geht, wird nicht klar. Rest ist blabla!

Vor allem: Was soll das hier? Da geht wohl manches durcheinander!
Du verwechselst Effekte einer Potstill mit der einer Flux. Hast Du Erfahrungen mit einer Flux? Mir scheint nicht.

Es geht um Reflux!

Nachdem ich mich mein halbes Brennerleben mit Rücklaufdestillen und deren Weiterentwicklung beschäftigt habe, juckt es mich doch in den Fingern, hier einiges richtig zu stellen. Was Marc beschreibt, ist das typische unberechenbare Verhalten einer konventionellen Reflux, wie sie einer dem anderen nachbaut und es gedankenlos hinnimmt nach dem Motto: Das ist eben so.
Schlimmes Beispiel ist das Gerät eines großen spanischen Anbieters: Sieht aus wie eine konventionelle Reflux, kann aber nicht funktionieren.

Konventionelle Destille: Steigrohr 28 mm mit Edelstahlwollefüllung, unterer Kühlwasserdurchgang durchs Rohr, Liebig-Kühler, oberer Kühlwasserdurchgang durchs Rohr. Diese habe ich vor Jahren selbst nachgebaut und, weil ich oft gebrannt habe, mich grün und blau geärgert wegen der schwierigen Bedienbarkeit. Man darf sie nicht eine Sekunde aus den Augen lassen.

Wie soll ein solches Gerät funktionieren? Alkoholdampf steigt im Steigrohr auf, kondensiert in der Packung und heizt diese auf, die Wärme kriecht die Säule hinauf. Wenn der Dampf das obere Kühlwasserrohr erreicht, kondensiert ein Teil und sickert in der NIRO-Packung nach unten. Dabei werden die leichtsiedenden Anteile (z.B. Azeton, Methanol) durch die aufsteigenden heißen Dämpfe wieder verdampft, diese kühlen sich ab und teilen sich auch in leicht- und schwersiedende Anteile, welche aufsteigen bzw.absinken. So bilden sich durch ständigen Stoff- und Energieaustausch Schichten im Steigrohr, die den Fraktionen Vorlauf, Mittellauf und Nachlauf zugeordnet werden können. Mit einer fein dosierbaren Heizquelle kann man die Energiezufuhr so einstellen, dass das Steigrohr nur bis zum oberen Kühlwasserrohr heiß wird. Wenn man die Energiezufuhr erhöht, „schwappen“ die Dämpfe über in den Kühler und der Vorlauf geht ab. Es tropft und hört auf. Die Temperatur von knapp 78°C bleibt annähernd konstant.
Erhöht man die Energiezufuhr weiter, beginnt bei ca.78°C der Mittellauf erneut zu tropfen. Dies geht eine ganze Weile, ohne dass sich die Temperatur wesentlich verändert. Schließlich wird der Strom geringer und hört auf. Schaltet man eine Stufe höher, steigt die Temperaratur schnell an, und man hat den Nachlauf.

Soviel zum Thema:

@Die Temp erhöht sich von selbst,je weniger Alk sich in der Maische noch befindet.Da kann man nix einstellen

So ist es in einer Potstill. Eine Flux verhält sich anders!

Die Temperatur erhöht sich in der Flux in Schritten. Mit der Energiezufuhr lässt sich die Temperatur sehr wohl einstellen. Wenn allerdings die Fraktion durch ist, läuft nichts mehr.


@ Bei vermehrter Kühlung habt ihr lediglich mehr Reflux.Somit erhöht ihr nur den Alkoholgehalt des Destillates

Was heißt: “habt ihr lediglich mehr Reflux“? Das ist doch das Prinzip! Dadurch erhöht sich der Alkoholgehalt des Destillates und vermindert sich die Temperatur des Dampfes: Je höher die Dampftemperatur, desto geringer der Alkoholgehalt. Also wird die Temperatur gehalten.



Dies Konstruktionsprinzip der konventionellen Reflux hat mindestens drei schwerwiegende Mängel:

1. Der zweite untere Kühlwasserdurchgang bringt die Schichtung durcheinander, vor allem, wenn er sich in Steigrohrmitte befindet.
Bei der erwähnten spanischen Konstruktion sitzt nur ein Kühlrohr ganz unten im Steigrohr. Wie soll sich da eine Schichtung ausbilden? Unten hat kein Kondensator was zu suchen.

2. Enormer Wasserverbrauch (>100 l /h)


3. Die Temperatur des oberen Kühlwasserdurchgangs ist von der Kühlleistung im Kühler abhängig. Das Temperaturverhalten ist immer instabil. (s.Marc Schwankung der Temperatur)

Schwierig zu erklären!

Gehen wir von kaltem Kühlwasser aus (sehr hoher Durchfluss): Reflux wird mehr, Alkoholgehalt steigt (ca. >90 %) und Ergebnis wird weniger und Null..
1.Alternative:Heizleistung wird erhöht, mehr Dampf „schwappt“ über, Kühlwasser wird wg. erhöhter Kühlleistung wärmer, Ergebnis steigt, Kondensleistung des oberen Kondensers wird schwächer(Reflux wird weniger), mehr Dampf schwappt über, Kühlleistung und Kühlwassertemperatur werden höher, Alkoholgehalt wird weniger ...

2. Alternative: Kühlwasserfluss wird reduziert, Kondensleistung des oberen Kondensers wird schwächer (Reflux wird weniger),...s.o.

Der Rohrdurchmesser ist mit 28 mm recht eng. Wenn mit über 1KW geheizt wird, wird die Geschwindigkeit des Dampfstroms im gefüllten Rohr so hoch, dass der Rücklauf nicht mehr heruntersickern kann, sondern nach oben mitgerissen wird. Die Trennleistung sinkt dramatisch!


Im Betrieb schwankt diese Destille von einem Extrem ins andere. Starke Nerven sind gefragt!




Es sei denn, man hat eine Reflux, die eine von der Kühlleistung unabhängige Temperatur im oberen Kühlrohr hat. Diese Reflux ist gutmütig wie eine Potstill und verbraucht wie diese wenig Wasser. Man kann sie auch gern mal allein lassen.
Die Konstruktion möchte ich nach schlechten Erfahrungen in einem großen Auktionshaus nicht veröffentlichen, da dann plötzlich 1000 "Erfinder" die gleiche Idee haben. In meinem Dunstkreis in Ostfriesland läuft sie prima und narrensicher.

Mit freundlichen Grüßen aus Ostfriesland

Gerd
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