Die Destillation von Schnaps

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Blutrote Schweißnaht

Hans im Unglück² am 30.01.2009 07:21:22 | Region: Streuobstwiese
Guten Morgen ihr Brenner,

jetzt habe ich mich aber festgelesen.
Zuerst einmal ein großes Kompliment und Dank an Herrn Schmickel und an alle freundlich und informativ diskutierenden Mitstreiter für dieses Forum. Weltklasse!

Ich bin ein Anfänger der Destillation, eigentlich eher ein Einsteiger. Ich mache seit Jahren Fruchtweine aus eigenem Obst, der Gedanke ans Brennen aber wurde lange Zeit von der Methanolangst untergraben, die scheinbar jeder Mensch hat weil er da mal irgenwo irgendwas gehört hatte...

Ich habe nach dem besten Slivovitz meines Lebens (selbstgebrannt von einem Bekannten) und großer Recherche im Internet nun mein Selbstbau-Projekt angeleiert: eine kleine Privatbrennerei in meiner Küche.

Es war also schon fast kein Zufall, dass ich vor einigen Wochen einen alten verstaubten Kupferkessel von vielleicht 15 Litern Inhalt auf dem Dachboden fand und der einfach so schön anzusehen war - raus aus dem Dörnröschenschlaf mit dir und feinen Alkohol machen - hab ich mir gedacht..

Ich, ein Bastelheini sondersgleichen, auf in den Baumarkt und Kupfermaterial für Liebigkühler, Geist- und anderes Geröhr gekauft, mit größter Sorgfalt gereinigt und poliert und heute mit großer Vorfreude assembliert und gekonnt verlötet.

Nun sah ich mich schon fast am Ziel meiner vollkupfernen Augenweide als ich den Kessel zur Hand nahm um ihn von seinem Jahrzehntestaub zu befreien doch dann plötzlich!

Ich hatte den Kessel auf dem Dachboden im fahlen Schein des IP68 Schiffsleuchtenimitates gerade so auf die wichtigsten Parameter untersuchen können: Größe, Dichtheit, kein Weich- bzw. Bleilot, keine Spuren von stärkerer Zweckentfremdung?
Ja/ja/nein/nein, sehr gut.

Auch heute bei der äußeren Erstreinigung war ich noch sehr begeistert: schöne Hartlot-Naht am Boden, sauber und nahezu unsichtbar verschliffen. Doch dann nahm mir die Innenseite der Naht im Kessel jede Euphorie. Diese ist nicht verschliffen, besteht vielmehr aus blasigen Klümpchen die einen blutroten Überzug haben, der an manchen Stellen noch ~1cm nach unten verlaufen ist.

Nun meine Fragen an euch Fachleute: was kanns sein? Cadmium-haltiges Hartlot? Reduziertes Kupfer? Der Farbton ist exakt oxid-rot. Es sieht jedenfalls nicht gesund aus.
Gibt es eigentlich eine (einfache) Möglichkeit eine Hartlot-Naht auf Cadmium zu untersuchen/testen?

Vielen Dank und viele Grüße vom Tal hinter dem Berg...

PS. Ich kann mich auch kurz fassen, aber dachte, ich gebe mal ein kleines Stelldichein.

Blutrote Schweißnaht

Hans im Unglück² am 30.01.2009 16:33:57 | Region: Streuobstwiese
Nachtrag:

Ich habe vom Kesselinneren und der Schweißnaht ein Bild gehostet,
welches nach meiner Meinung schon beinahe impressionistische Oxidation heißen könnte.

Ich hoffe man erkennt es einigermaßen.

Schaut ma: http://img264.imageshack.us/my.php?image=imgp6498oz0.jpg

Habe den Kessel gerade mit heißer Zitronensäure geflutet,
scheint nicht viel zu passieren an der Lötnaht. Hmm..

Der z.Zt. unglückliche Hans

RE: Blutrote Schweißnaht

xxx am 02.02.2009 07:47:41 | Region: unbiskant
Hallo Hans,
es sieht nach ganz normalen wärmebedingten Verfärbungen aus. Cadmium ist als Metall gelb und eher ein Zusatz von Silberlot. Die Naht sieht auch nicht gelötet, sondern eher geschweißt aus. Eine Lötnaht ist nicht so "knubbelig"

RE: Blutrote Schweißnaht

ginsterbrenner am 02.02.2009 13:24:36 | Region: tiefste eifel
hallo
nimm eine fächerscheibe aus dem baumarkt mit 80er körnung (oder feiner) und polier die lotreste(es ist sicher ein kupferhartlot) weg.
achte darauf das du beim schleifen keine riefen produzierst sonst bekommst du etwaige dort angebrannte maische nicht gut weg da diese sich krampfhaft daran festhält.
mfg.D.

RE: Blutrote Schweißnaht

Hans im Glück/ Der Hänsel ausm Wald am 03.02.2009 05:17:59 | Region: Streuobstwiese
Hey,

danke für die schnelle Antwort! Nach ausführlichem Googeln denke ich jetzt auch das es eine Autogen-Schweißnaht ist. Und die verwendeten Zusätze beim Cu-Schweißen sind - Flussmittel und CuSn!
Besser gehts doch gar nicht...

Der Kessel war jetzt 3 Tage auf dem Ofen, gefüllt mit Wasser/Zitronensäure und dieses rote Zeug ist immer mehr verschwunden.
Zwischenzeitlich sah das aus wie auf die Naht aufgespritzt, möglicherweise waren das eingebrannte Reste vom Flussmittel.
Nun jedenfalls sieht das Ding inklusive der Naht innen glänzend kupfrig aus und mein Vertrauen hat es wieder.

Gibt es sonst irgendwelche Bedenken von eurer Seite?

Zugegebenermaßen leide ich beinahe an einer leichten metallurgischen Paranoia nachdem ich einige Diskussionen hier gelesen habe.
Das Kupfergeröhr habe ich trotzdem mit Weichlot Sn97Cu3 gelötet, weil ich nur vier Geist-überflogene Lötstellen machen musste und da schaut jeweils nur ein ~0,2mm Zinnrand am Spalt innen raus.
Ich denke Zinn und dessen mögliche Verbindungen unter unseren Prozessbedingungen sind relativ ungiftig. (Der Klemptner soll’s mir verzeihen)

Nur Cadmium wollte ich nicht mittrinken…

PS. Das nächste mal bin ich „der Hänsel“ weil der Name Hans hier wohl Legende ist und ich will mir nicht Anmaßung nachsagen lassen. =)

Also bis bald,
der Hänsel ausm Wald