Die Destillation von Schnaps

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Brenndauer eines Geistes

Hotte am 08.08.2006 17:36:32 | Region: tief südwärts
Salü,

nachdem was ich hier höre und in der "Bibel" lese, müsste die Gesamtfraktion eines Geistes etwa um die 55% Vol. betragen - wenn alles korrekt verläuft.
Diesen Wert überschreite ich regelmässig um teilweise ca. 10% Vol. (Zuckermaische, 3-4 Monate gelagert,Vinometer zeigt ca. 17% Vol. an, 4 Liter Maische mit 1 Liter Wasser verdünnt -sollte ca. 12% Vol. ergeben- anschliessend bis 91 Grad gebrannt und abgetrennt). Das Ergebnis liegt immer deutlich über dem genannten Wert von 55% Vol. Mir ist bekannt, dass andere "Erzeuger" das gleiche Problem haben. Meine Anlage ist - nach allem, was ich hier lese- korrekt, eine mögliche Ursache drängt sich in der Messung des Vinometers auf. Vielleicht ist die Alk.-Konzentration der Maische doch höher als das Vinometer anzeigt oder das Thermometer spinnt.
Daher meine Fragen:
- konsequent bei 91 Grad abtrennen, auch wenn das Ergebnis bei z.B. 65% Vol. liegt oder
- durchbrennen, bis der Mittelwert von ca. 55% Vol. erreicht ist (auch wenn das Thermometer 94 Grad oder mehr anzeigt)?
Was raten mir die Profis?
Gruss, Hotte

RE: Brenndauer eines Geistes

Alois am 08.08.2006 20:50:59 | Region: Süden
Brennen bis 50% aktuell bei 20C, nicht Gesamt-Alk. Hast Du eine Vorlage?

Alois

RE: Brenndauer eines Geistes

Hotte am 09.08.2006 14:09:26 | Region: tief südwärts
@Alois,
nein, eine Vorlage habe ich nicht, dafür ist meine Anlage wahrscheinlich auch zu klein. Die dafür benötigten Mini-Geräte habe ich bisher nicht gefunden. Wenn ich aber bis aktuell 50% Vol. bei 20 C brenne, komme ich mit Sicherheit über die vom Doc genannten 91C.

@GleichesProblemHaber
ne lebhafte und erfolgreiche Diskussion wünsche ich mir auch. Ich befürchte nur, es kommt nichts Neues dabei heraus. Dafür gibt es zu viele verschiedene Ansichten (siehe Suchfunktion), ob Abtrennung nach Temperatur, sensorisch, nach Vorlage usw. Ich denke, das muss wahrscheinlich jeder für sich selbst herausfinden. Keine leichte Endscheidung für einen Laien!

RE: Brenndauer eines Geistes

GleichesProblemHaber am 08.08.2006 21:48:33 | Region: NWD
Gut, die Antwort vom Doc kennen wir schon, aber die gleiche Frage stelle ich mir auch schon seit geraumer Zeit [PotStill, Abtrennung Nachlauf bei ca. 91°C (auch sensorische Prüfung), Ergebnis liegt i.d.R. bei 63% bis 65%]. Meine Spindel gibt mir das Ergebnis nach Richter (Gew.-%) und Tralles (Vol.-%), wobei die Gew.-Prozente den Werten des Docs in etwa entsprechen, die Vol.-%-Werte sind natürlich höher. Aber diese Erklärung wäre wohl etwas zu billig, oder?!?
Ich hoffe auf eine lebhafte Diskussion....

RE: Brenndauer eines Geistes

abin am 09.08.2006 12:03:29 | Region: OstÖ
Liebe Freunde, geht doch nicht mit soviel Theorie an die Sache.
Ich empfehle: Nimm Dir alle in Deinem Haus verfügbaren Schnapsgläser und beginne beim Edelbrand ein wenig in ein Glas zu füllen. Dies wäre Dein Referenzschnaps. Wenn es dann kritisch wird, d.h. der Nachlauf theoretisch beginnt, gibst Du wieder Schnaps in ein anderes Glas. Das machst Du in kurzen Abständen, so daß Du nach einiger Zeit in allen Deinen Gläsern etwas Schnaps hast. Und jetzt riechst Du bzw. schmeckst mit der Zungenspitze alle Fraktionen der Reihe nach durch. Du wirst sofort den Qualitätsunterschied bemerken und feststellen können, was Nachlauf ist und was nicht.
Dies Methode eignet sich auch vorzüglich zur Unterscheidung von Vorlauf zu Edelbrand.
Wenn Du das bei einigen Brennvorgängen machst, hast Du eine ausgezeichnete Ergänzung bei der Qualitätskontrolle zu den Anzeigen des Thermometers und bekommst mit der Zeit ein Gefühl für Deine Anlage.

RE: Brenndauer eines Geistes

Gerd am 13.08.2006 14:49:49 | Region: Ostfriesland
Moin Brennergemeinde!

@ albin "Liebe Freunde, geht doch nicht mit soviel Theorie an die Sache."

Bravo! Hier spricht jemand , der Ahnung hat.

Einige Beiträge klingen so hochgestochen, dass sie jeden Neuling abschrecken und dem Praktiker ein mildes Lächeln auf die Lippen zaubern müssen! Wenn dem so wäre, müssten die besten Schnäpse ja von weißbekittelten Laboranten in hochreinen Chemielabors kreiert werden. Manchmal kommt es mir vor, als wenn sich Eunuchen über Frauen austauschen: Sie wissen alles ganz genau, aber...(leider). Aber Klappern gehört sicher auch zum Handwerk.

Ein goldener Tip von albin. Man kann es sich noch einfacher machen und ist besonders Anfängern zu empfehlen: Man nimmt wie gesagt jede Menge Schnapsgläser und füllt von Beginn des Brandes an zunächst die ersten Gläser ganz wenig, die weiteren dann immer mehr mit dem, was gerade kommt. Die Gläser werden in eine Reihe gestellt, wobei man genau auf die Reihenfolge der Abfüllung achtet. Wenn es richtig wässrig schmeckt, hört man auf. Am Ende stehen bei kleinen Bränden dann 15 oder mehr gefüllte Schnapsgläser in der Reihe. Bei größeren Bränden nimmt man ab dem 7./10. Schnapsglas Wassergläser.

Nun beginnt man in der Mitte mit einem eingetunkten Löffel tropfenweise zu kosten und bewegt sich Glas für Glas nach vorn. Auch für den Ungeübtesten ist vorn innerhalb zweier Gläser der Geschmacksumschlag von "schärfer werdend" zu "ungenießbar" festzustellen. Und schon kann man den Vorlauf abtrennen und ihn mehr oder weniger großzügig verwerfen.

Nach dem gleichen Verfahren tastet man sich nach hinten zum Nachlauf. Der ist allerdings nicht ganz so abrupt zu schmecken. Eben Geschmacksache! Ist ja weiter nicht gefährlich.

Als Erfahrener merkt man's später schon am Geruch. Mal ehrlich: Wer weiß denn heute noch, wie UHU riecht (besser: gerochen hat), was immer als Kriterium für Vorlauf gilt? Mit dieser Methode kann man nach dem Geschmackstest diesem typischen Geruch wieder "erriechen".

Seitdem ich einem professionellen Brenner zur späten Stunde dies Verfahren entlockt habe, hat mein Thermometer (Laborthermometer, 50°-100°,1/10Grad-Teilung 450 mm lang, richtig was Gutes) hauptsächlich Dekorations- und Dichtfunktion. Ich freue mich immer. wenn meine sensorisch ermittelten Ergebnisse mit den Temperaturen übereinstimmen.

Deshalb: Vertraut mehr auf Eure gesunden fünf Sinne.

In diesem Sinne freundliche Brennergrüße aus Ostfriesland

Gerd

Alles Gute für albin!

RE: Brenndauer eines Geistes

franz am 17.08.2006 19:09:50 | Region: CH-SG
Hallo Gerd
bissig aber konkret. hab mit dem brennen vor ca. 4 wochen begonnen und hab von beginn weg gemerkt das die temperaturen variabel waren. doch dank meiner neugier bezüglich des duftes und stehtem einsatz meines riechkolbens habe ich von beginn weg diese methode angewendet. und finde es klasse von einem brenn"meister" die bestätigung zu erhalten das ich auf dem richtigen weg bin.
gruss franz

RE: Brenndauer eines Geistes

Schoosch am 09.08.2006 13:06:53 | Region: Hinterholz 8
Alois hat's ja schon gesagt. Nicht der Alkoholgehalt des gesamten Destillats bzw. der Gesamtfraktion, sondern nur der des Destillats, das gerade heraustropft, sollte etwa 50 % betragen. Insgesamt hat dann das Destillat bzw. die Gesamtfraktion etwa 60 bis 65 %.

RE: Brenndauer eines Geistes

hummelfahrer am 10.08.2006 03:51:58 | Region: NNO
Tach auch,
@GleichesProblemHaber:Die alten Messspindeln nach Richter&Tralles waren meiner Erfahrung her auf 15°C geeicht.Maische mit einem Anfangsgehalt von 12%alc/vol kann ,bei einer Dampftemp von 94°C, im
Destillat unmöglich noch über 60%alc/vol in der Vorlage haben.Das sind keine Faktoren,die sich der Doc ausgedacht hat,sondern feste Kurven,die man nach jahrelangen Versuchen festgelegt hat.
Wenn jedoch alle Fehlerquellen in Betracht gezogen werden :Falsche Vinometerwerte(z.T.+/-5%),falsch gemessene Dampftemp,keine Vorlage; dann hat man vielleicht noch über 60%alc/vol bei solchen Temps. in der Vorlage.Ich glaubs trotzdem nicht.
Desweiteren ist dieses Thema schon totgequatscht
worden.Benütze dafür bitte die SuFu und bitte verschone uns vor weiteren Diskussionen wie:
Warum habe ich bei 94°C noch immer so hohen Alcgehalt.Das wird langsam langweilig.
Danke
hf