Die Destillation von Schnaps

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Fakt III: Vorsicht bei Steinobstbränden!

B. Soffen am 29.06.2024 09:15:58 | Region: Kneipe

Ethylcarbamat (EC) ist eine üble Substanz. Ich erspare mir hier weitere Ausführungen, der interessierte Leser findet im Internet dazu massig Informationen, vor allem im Zusammenhang mit Steinobstbränden. Warum ist das aber wichtig? Ich habe mehrere Brände mit dem Schliessmann-Cyanidtest geprüft und festgestellt, dass ein nicht unerheblicher Anteil deutliche Mengen Cyanid im Destillat zeigt.

Als Steinobst werden Früchte bezeichnet, die im Gegensatz zum Kernobst nur einen einzigen, harten und größeren Kern ummanteln. Dazu gehören unter anderem Kirschen, Pflaumen, Pfirsiche, Aprikosen. Diese Steine enthalten Amygdalin, ein cyanogenes Glycosid, welches Blausäure abspaltet. Die Blausäure wiederum reagiert mit Ethanol unter Lichteinwirkung zum Ethylcarbamat. Dieser Prozess wird einmalig durch Licht initiiert und läuft dann auch im Dunkeln weiter.
Beim Maischen können also insbesondere aus zerbrochenen Steinen relevante Mengen an Blausäure gebildet werden. Prophylaktische Maßnahmen wie die Verhinderung der Zerstörung der Steine bei der Zerkleinerung der Früchte, eine kurze Standzeit der vergorenen Maische bis zum Brennen sowie das frühzeitige Abtrennen von Nachlauf bei der Destillation bieten zwar einen gewissen Schutz vor hohen Blausäure- bzw. EC-Gehalten, aber keine Sicherheit. Diese erreicht man nur mit weiteren Maßnahmen. Auch dazu findet man Informationen im Internet. Unter meinem früheren Pseudonym "Sergey Fährlich" habe ich dazu eine adaptierte Methode gepostet:
https://www.schnapsbrennen.at/discussion/beitrag/angst-vor-methanol-ethylcarbamat-ist-gefaehrlicher

Vorsicht ist also geboten. Mit diesem Beitrag will ich nochmals auf das Problem aufmerksam machen, denn nicht jeder Hobbybrenner denkt bei einem wohlschmeckenden Pflaumen- bzw. Zwetschgenbrand an Ethylcarbamat. Schließlich will man ohne Reue genießen.
Grüße und Prost!

Ein jedes Ding ist Gift und nichts ist ohne Gift. Allein die Dosis macht, das ein Ding kein Gift ist [Paracelsus].


RE: Fakt III: Vorsicht bei Steinobstbränden!

Gunther Bauer am 24.07.2024 12:24:23 | Region: Salzburg

Vielen Dank für diese sehr profunden Ausführungen.

Ich habe dazu eine eher technische Frage: Ich habe Kriecherl zuerst zerstampft und dann mit einem Farbenrührer (so wie auch Dr. Schmikl ihn verwendet) gerührt. Kann hier die Verletzung der Kerne auftreten?

Meine Maische schmeckt nach 2Tagen fruchtig und gut, hat aber einen sehr intensive. Methanol Geruch