Die Destillation von Schnaps

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Juni 2018:

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Juni 2002:

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Gin; ein paar Details...

Rene Schmutz am 08.06.2017 14:57:50 | Region: Pichincha, Ecuador
ok - grundsätzlich habe ich den Fahrplan für den Gin jetzt wohl verstanden. Ein paar Details hätte ich aber noch:

Hendricks - so habe ich gehört, hat als Botanical Rosenblüten drin. Ich hab jetzt schon einige Rezepte hier im Forum durch, aber noch nichts dazu gesehen. Wann und wie viel würde man beifügen? Mazerieren? Nur Geistkorb? Klar ist es Geschmackssache, aber was wäre ein guter Richtwert für den ersten Versuch?

Ich hab schon ein paar mal gehört, dass Gin traditionell in Tonkrügen gereift wurde. Stimmt das? Würde das den Reifeprozess positiv beeinflussen? Was sagen die Chemiker dazu?
Was wäre eine gute Dauer um den Gin dort zu belassen bevor man ihn dann in richtige Flaschen abfüllt?

Ich habe noch ein paar alte Ananas-, Bananen-, und Mangoschnaps Bestände, die ich nun auch gerne in Gin verwandeln möchte. Habe ich noch nicht gemacht. Also auch auf 15%- 20% strecken und dann brennen? Das wird dann auch recht geschmacksneutral?

Danke für Eure Hilfe vorab!

Beste Grüße aus Ecuador!
Rene Schmutz

RE: Gin; ein paar Details...

Feingeist am 08.06.2017 20:32:24 | Region: Diaspora
Hi,
soweit ich informiert bin, gibt Hendricks erst dem fertigen Gin (nach dem Blend) Essenzen von Damaszenerrose und Gurke hinzu. Versuchs doch mal mit ein paar Tröpfchen Rosenwasser.
Ich selbst habs noch nicht versucht, ich steh nicht so auf die blumigen Sachen, wobei im Hendricks der Rosenduft ja äußerst dezent ist.
Wenn Du getrocknete Rosenblätter in den Geistkorb geben möchtest, würde ich weniger als 1 Gramm pro 1 Liter Alkoholgemisch im Brennkessel nehmen.

Lagerung im Steinkrug habe ich auch noch nicht versucht, ich denke, 6 Monate solltens schon sein. Einige klassische deutsche Wacholder werden ja sogar darin verkauft. Ich weiß vom Berliner Adler Gin dass die bis zu 8 Monate darin lagern. Lagern nach dem Brennen (mach ich 1-2 Monate im Glasballon) ist aber immer gut, Geschmack entwickelt sich besser. Was darin chemisch passiert, weiß ich (leider) nicht.

Wenn bei mir mal ein Versuch nix wurde, kommt er in die Sammeltonne. Ich mach das dann so: vor dem erneuten Brennen auf 40-50 Vol% bringen, reichlich Aktivkohle (4-5 Gramm/Liter) dazu, am ersten halben Tag ein paarmal gut schütteln, dann stehen lassen. Wenn klar --> Überstand auf 20 Vol% verdünnen und nochmal Brennen.
Gruß

RE: Gin; ein paar Details...

der wo am 09.06.2017 11:07:28 | Region: da wer
Da der Tonkrug ja wahrscheinlich glasiert ist, wird da nichts groß passieren. Natürlich, wenn er nur schlecht verschließbar ist, dann verdunstet halt was. Oder wenn du den Schnaps in die Sonne stellst, bekommt er halt trotzdem kein Licht ab.

Ich würde vor der Aktivkohle verdünnen, nicht erst danach. Dann wie Feingeist schreibt.
Aber nach der Aktivkohle würde ich noch eine pH-Erhöhung empfehlen. 0.5g Natriumhydroxid (Ätznatron) pro liter 20%igen wäre meine Wahl. Vorsicht! Nicht in die Augen kriegen das Zeug. Brille und Handschuhe. Verwandelt Vorlauf und Fruchtaromen in Ethanol :-)
Alternativ Waschsoda, das ist weniger gefährlich, da brauchts dann aber 5g/l, und damit es sich löst, muss es vielleicht erhitzt werden. Oder Backsoda, 15g/l, noch schlechter löslich.

RE: Gin; ein paar Details...

Feingeist am 09.06.2017 13:29:01 | Region: Diaspora
Hi,
@der wo

die Sache mit dem Steinzeugkrug beschäftigt mich bereits eine Weile, da früher wohl viele Brände in großen salz- oder schlammglasierten Steinzeugkrügen gelagert wurden und einige Brennereien daran festhalten (siehe z.B. https://www.myspirits.eu/spirituosen-news/warum-die-hafele-brande-von-prinz-dreifach-aussergewohnlich-sind). Feinsteinzeug hat eine ganz geringe Restporosität (<0,5%), die angeblich wie beim Holzfass minimalen Sauerstoff/Flüssigkeitstransport zulässt, anders als Glas, das praktisch porenfrei ist. Eine vernünftige wissenschaftliche Analyse habe ich aber bisher leider nicht gefunden. Vielleicht ist es also nur liebe alte Tradition. Wenn Du in Deinem großen Wissensfundus einmal auf brauchbare Informationen stoßen solltest, her damit ...

Das mit dem Ätznatron hatte ich ganz vergessen, genauso mache ich das auch (Dosierung pi mal Daumen) und verwende dafür Brezellauge-Perlen, die es im Bäckereibedarf oder im I-net für wenig Geld zu kaufen gibt, viel billiger als aus der Apotheke. Danke für die Ergänzung und besonders für den Sicherheitshinweis (nur ein Spritzer und die Hornhaut ist hin !!! Außerdem: zuerst die Flüssigkeit, dann die Lauge dazu!)
Gruß

RE: Gin; ein paar Details...

Rene Schmutz am 09.06.2017 14:29:38 | Region: Pichincha, Ecuador
Super! Danke für die Tipps!

Ich hätte schon die Chance mir hier günstig Tonkrüge machen zu lassen, die dann auch innen naturbelassen sind. Ich hatte zuerst an so 3- 5 Liter Krüge gedacht, aber wenn auch bei mehrjähriger Lagerung in Ton nichts wichtiges verfliegt, lasse ich mir vielleicht 1-Liter Krüge machen und lasse das Zeug direkt da drin.

Das mit dem noch mal brennen ist ja doch etwas komplizierter... Geht auch dieses "Kaisernatron"? Davon hat meine Frau ohne Ende zum Backen. Aktivkohle muss ich mir auch noch besorgen.


Beste Grüße,
Rene

RE: Gin; ein paar Details...

Frank Braun am 09.06.2017 21:31:22 | Region: Langenfeld
Hallo ihr Lieben,

was macht ihr denn da mit Ätznatron usw. ??? Das ist ja brandgefährlich und hat in Genussmitteln mit Sicherheit nichts verloren. Rosenblüten gebe ich auch schon mal in das Matzerat, das ergibt einen milden Beigeschmack der sehr lecker ist.

Ich brenne sehr oft Gin und verschenke hier auch mal die eine oder andere Flasche und alle sind hellauf begeistert. Ich habe lange dafür gebraucht um ein passendes Rezept zu entwickeln, dass ich demnächst auch mal in der Rubrik Rezepte hochlade.

Ansonsten: Chemie hat in der Brennerei nichts verloren, das ist meine persönliche Meinung und das kann natürlich jeder halten wie er möchte.

LG

Frank

RE: Gin; ein paar Details...

der wo am 10.06.2017 10:14:00 | Region: da wer
Also in unglasiertem Tonkrug, da diffundiert der Gin dir komplett weg in ein paar Wochen. Das ist sicher nicht irgendwie original oder so. Also wenn, dann innen glasiert. Und bitte nicht mit sowas wie "Tondicht" oder irgendwelchem Wachs (uärgs) selber machen. Auch nicht mit Wasserglas (nicht sehr stabil). Sondern richtig gebrannte Glasur.

Steinzeug ist was anderes als Ton. Ob das dann glasiert ist oder selbst genug dicht, keine Ahnung. Wenn es "atmet", wird das auch einen Effekt haben.
Das kann man aber auch mit Glasflaschen machen: In den Deckel ein kleines Loch bohren und in den Eckel ein paar Schichten Kaffeefilter legen. Ist vielleicht nicht 100% dasselbe, aber vergleichbar auf jeden Fall.

Prinz ist eine große Firma mit primär Billigschnaps. Und dann haben die halt noch eine edlere Serie mit sowieso teureren Sachen (echte BeerenBRÄNDE zB, nicht nur aromatisierte "Spirituosen") und halt vom Steinkrug. Keine Ahnung, ob das nur Imagepflege ist.
Der Verdunstungsverlust im Steinkrug ist wohl ziemlich sicher deutlich geringer als bei einem Holzfass, sonst würden die von Prinz das extra erwähnen, wie sehr sie Profit für Qualität opfern...

Das eine ist Soda, Reine Soda, Waschsoda, Natriumcarbonat, Lebensmittelzusatzstoff E 500.
Das andere Natron, Kaisenatron, Backsoda, Bullrich-Salz, Natriumhydrogencarbonat, E 500ii.
(auf Englisch übrigens Natron = soda und Soda = natron...)
Und Ätznatron ist Natriumhydroxid, kaustisches Soda, Natronlauge, Brezellauge, E 524.

Das Kaisernatron deiner Frau geht also prinzipiell. Brauchst halt recht viel davon (15g/l) und musst es wahrscheinlich erhitzen, damit es sich löst. Wenn es sich nicht löst, auch nicht so schlimm. Beim Brennen löst es sich, wirkt halt etwas kürzer dann.

RE: Gin; ein paar Details...

Feingeist am 10.06.2017 13:31:47 | Region: Diaspora
Hallo,

@Rene
Kaisernatron ist Natriumhydrogencarbonat, das ist das Backsoda, das "der wo", inklusive Dosierungsempfehlung, ja schon vorgeschlagen hat. Es ist eine der Komponenten im handelsüblichen Backpulver. Aktivkohle zum Einbringen ist meist Pflanzenkohle, das für die Säulenmethode meist aus Stein-/Braunkohle. Am besten nur welche kaufen, die für die Brennerei oder Weinherstellung verkauft wird, nur dann stimmen die Adsorptionseigenschaften!

@ der wo
ups, da warst du schneller mit Deiner Antwort. Versehentlich habe ich oben Steinzeug, statt Steingut geschrieben, habs zwar noch korrigiert, aber da war Dr. Schmickl schneller ;-)
Die Behälter sind natürlich aus Steingut, auch aus Ton, aber bis kurz unter der Sintergrenze, gebrannt. Auch die traditionell verwendeten Glasuren (Salz oder Schlamm) sind Hochtemperaturglasuren und daher bestimmt recht dicht. Steinzeug ist auch aus Tonen, aber solchen, die bei Temperaturen von ~ 1300 C° sintern und trotzdem formstabil bleiben. Einfache Tonkrüge sind bei ~900-1000 Grad gebrannt und, wie Du schon geschrieben hast, unglasiert total undicht. Den Trick mit Loch im Deckel/Filterpapier kannte ich noch nicht. Interessant, danke.

@Frank
Danke für den letzten Halbsatz! Ja, in der Tat gibt es manchmal leicht verschiedene Ansichten. Es freut mich dass hier ein freundlicher Ton herrscht, der andere Meinungen zulässt, so wie Du es auch tust.

Das mit der Chemie ist halt so eine Sache... Jeder isst gerne Laugenbrezeln, da brauchts einfach Ätznatron als 3-4 prozentige Lösung und keiner denkt sich groß was dabei. Oder nimm das Backpulver, kein Rührkuchen, Brownie oder Cup-Cake geht ohne.
Aber auch bei der Maischebereitung setzt wir, oder viele von uns, gerne solche Sachen wie Turbohefe ein, die sogenannten Hefenährsalze darin sind pure Chemie. Oder Klärungs- und Schönungsmittel - bei deren Herstellung: Chemie. Ganz zu schweigen von Zitronensäure/Milchsäure/Biogen-M zur pH-Korrektur als Säureschutz der (Frucht-)Maische; die Profis nehmen gern sogar Schwefelsäure, die ähnlich gefährlich ist wie Natronlauge. Was ist mit Entschäumer bei Maischen, die leicht überkochen, Schwefel bei der Holzfassdesinfektion, Ätznatron in professionellen Destillenreinigern? Die Liste ließe sich bei etwas Nachdenken bestimmt verlängern.
Anscheinend wird in D durch die Brennereien der Bundesmonopolverwaltung für Branntwein für die Produktion von Neutralalkohol ebenfalls Ätznatron zur Vorbehandlung der angelieferten Rohbrände verwendet, es gibt einen älteren Thread hier im Forum, in dem ein User dies berichtet. Als ich das las, habe ichs mit meiner eh vorhandenen Brezellauge vom Backen probiert: funktioniert!
Sehr einig sind wir uns aber, dass Ätznatron gefährlich sein kann, und man genau wissen muss, was und wie man das tut. Ich komme aus einem naturwissenschaftlichen Bereich und bin daher damit vertraut.

Off topic: in einem anderen Thread hast du mir einen Tip für Eversbusch-Wacholder gegeben. Zuerst habe ichs nicht gefunden, nach einer Weile Suchen hat mich dann die richtige Schreibweise (ohne "t") weitergebracht. Ich habe ein Fläschen bestellt und - nicht übel, Respekt! Ist zwar etwas von Gin entfernt, aber nennt sich ja auch nicht so. Wenn der leckere Inhalt aus dem Steingutfläschchen raus ist, werde ich mal einen Gin darin im Vergleich zur Glasflasche ein halbes Jährchen lagern.
Gruß

RE: Gin; ein paar Details...

Frank Braun am 10.06.2017 18:40:26 | Region: Langenfeld
@ Feingeist: Freut mich das er dir schmeckt, sorry wegen dem "t" Richtig eiskalt genießen, für mich immer noch der beste Wacholderschnaps.

LG

Frank

RE: Gin; ein paar Details...

Burner am 12.06.2017 20:44:17 | Region: southeast
Hallo. Hochprozentiges würde ich nicht in irdenen Krügen (Steingut) lagern.
Im Gegensatz zu einem Keramischen Scherben mit einer Rohglasur (Quarz, Feldspat, gebrannt bei 1400 Grad) ist der Steingutscherben eben nicht hochgebrannt. Brenntemperatur um 900 Grad, glasiert mit einer Fritteglasur, bei der der Schmelzpunkt durch Zusätze wie Blei oder Borax herbgesetzt wurde, weil der Scherben eben keine 1400 Grad aushält.
Steingut ohne Glasur: Porös
Lieber einen Steinzeug Scherben oder einen Feinsteinzeug Scherben. Der ist auch ohne Glasur schon völlig dichtgesintert.
Vor allem bei Steingut Scherben aus dem Ausland weiss man nicht, was der Glasur zugesetzt wurde.
Was nützt die beste Hygiene beim Brennen und die tollste Anlage, wenn dann die Schadstoffe aus der Glasur ausgefällt werden.