Die Destillation von Schnaps

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Hauszwetschge

xizang74 am 14.07.2013 22:36:15 | Region: Östlliches Hügelland
Hallo,
habe gestern eine Hauszwetschge ( Prunus domesticus domesticus) gebrannt. Habe diese 2011 vollreif geerntet, perfekt ausgelesen und danach eingefroren.
Habe sie vor 3 Wochen aus dem Freezer geholt und bei 25° mit Enzymen versehen. Paar Stunden später mit Hefe angesetzt, die speziell für Vergärung bei tiefen Temperaturen entwickelt worden ist. Dann habe ich die 30 Liter bei 13,5° konstant über 3 Wochen vergoren. Gestern habe ich dann in die abklingende Gärung gebrannt. In einem 20 Liter Kessel, mit 3-stufiger Glockenbodenkolonne mit verstellbaren Böden. Auf der Kolonne noch einen großen Dephlegmator der im Bypass an den Kühler angeschlossen ist. Ich habe aus den 30 Litern Maische 2,7 Liter mit 88% gewonnen. Ich hatte bis kurz vor Ende eine konstante Konzentration von 90%. Das Aroma ist der Hammer. Die Trennung war exzellent. Die Brenndauer war ca 4 std. Zum Schluss ging die Konzentration von 90% auf ca 30% in wenigen Minuten runter. Bei 60% habe ich die Fraktion geschlossen. Der Vorlauf waren ca 20ml.
Ich bin von dem Ergebnis jetzt schon schwer begeistert und freue mich auf die erneute Analyse nach 3 Monaten.
Damit ist für mich klar, dass die vielpropagierte These ( kurzes Steigrohr= viel Aroma ) nicht als allgemein zu betrachten ist. Ich habe einen hervorragend getrennten Alkohol mit einem super Aroma erreicht, der von einer Anlage produziert worden ist, die von vielen nur als Primaspritdestille gewertet werden würde.

gruss xizang74

RE: Hauszwetschge

Hydroxyethan am 26.07.2013 21:05:00 | Region: Europa
Lieber Beute-chinese! :-)

Ja, das hast Du richtig erkannt, aber was heisst denn (Zitat):

...die von vielen NUR als Primaspritdestille gewertet werden würde...

Genau da wirds doch eigentlich erst richtig interessant und kompliziert, eine exakte Trennung der Fraktionen mit ihren unterschiedlichen Dampftemperaturen. Wenn Du eine richtg konstruierte Refluxrektifikationsdestille betreibst, kannst Du durch die Kompression ALLE Fraktionen über die Dampftemperatur und Regelung des Refluxverhältnisses sauber trennen (oder mehr oder weniger mischen, bis zum (Hetero-)Azeotroppunkt). Den reinen Alkohol, den Vorlauf, die unterschiedlichen Aromakomponenten, den Nachlauf, das Wasser... Komprimierst Du hart und willst trotzdem Aroma, mischt Du nacher die Aromen bis zum gewünschten Punkt einfach wieder bei! Das bedeutet natürlich engmaschiges Abziehen in einzelne Gefäße und saubere Regulierung! Wenn ich einen klassischen Aromabrand mache (ist weniger Zeitintensiv) refluxe ich einfach (fast) gar nicht und entferne (meist nicht, zu faul..) die Packung. Wenn Du mit Deiner Refluxdestille WIRKLICH REINEN, GESCHMACKSLOSEN Alk hinkriegst, ist alles andere auch möglich :-) Mit voller Kontrolle!!!

Dein (wegen des "NUR" etwas beleidigter Refluxbetreiber)

Hydroxyethan

RE: Hauszwetschge

xizang74 am 28.07.2013 23:21:01 | Region: Östliches Hügelland
Hey Hy,

keinesfalls wollte ich Dir an den Karren brennen..
Dein Wissen ist der Hammer, da kann ich bei weitem nicht mithalten. Für mich war nach den ersten Stunden im Forum hier nur die Quintessenz, dass aromareiche Brände nur mit kurzen Steigrohren machbar sind und Primasprit schon quasi mit 20cm Steigrohr erreicht wird. Das ist jetzt überspitzt, aber so kam es mir vor. Ich habe mir in der Zwischenzeit einige Anlagen von Spitzenbrennern angeschaut und das erspitzelte in en miniature umgesetzt. Und das überzeugt mich mehr, als alle Versuche mit klassischen Pot Stills. Daher werden alle meine Bemühungen weiterhin in diese Richtung stattfinden.

gruss xizang