Die Destillation von Schnaps

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Kupfer oder Glas Destille

Christopher am 29.10.2018 14:38:43 | Region: Baden-Württemberg

Hallo,

ich habe vor kurzem damit angefangen mich mit dem destillieren zu beschäftigen. Leider habe ich nun in mehreren Foren und auf Homepages von erfahrenen Schnapsbrennern widersprüchliches bezüglich Glas und Kupfer Destillen gelesen.

Das Argument für Kupfer scheint allgemeinhin die Bindung von Schwefelverbindungen zu sein. Jedoch sagen viele, dass Glas und Edelstahl genauso gut sind und die Schwefelverbindungen durch unsachgemäße Vergärung oder falsche Materialien entstehen.

Was mich hier irritiert ist, dass zu Herstellung von reinem Alkohol (99% für Labor oder medizinische Zwecke) ja auch Glasdestillen verwendet werden und dort definitiv auch keine Schwefelverbindungen erwünscht sind. Warum sollte das also im Heimgebrauch ein Problem sein?

Ich hoffe mir kann jemand weiterhelfen und es gibt eine chemisch fundierte Antwort warum Kupfer definitiv besser ist.

Vielen Dank

Christopher

RE: Kupfer oder Glas Destille

der wo am 30.10.2018 17:28:49 | Region: da wer
Schwefelverbindungen nur durch unsachgemäße Vergärung? Das würde ja bedeuten, der Hefe alleiniger Lebenszweck ist es, uns gut schmeckende Gärungen zu bescheren. Nein. Die Hefe tut, was sie tut, und glücklicherweise schmeckt es uns. Natürlich aber hat ein schlechter Geschmack oft auch seinen Grund in unsachgemäßer Vergärung.

Zur Herstellung von Neutralalkohol werden keine Glasdestillen verwendet, sondern stockwerkehohe Edelstahl- und Kupfermonster. Im Labor mag dann alles aus Glas sein, aber da ist der Alk ja dann schon frei von Schwefelverbindungen.

Hier eine Studie "The Impact of Copper in Different Parts of Malt Whisky Pot Stills on New Make Spirit Composition and Aroma":
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/pdf/10.1002/j.2050-0416.2011.tb00450.x

Ich persönlich gebe schon meinen Maischen immer Kupfer hinzu. Entweder als Pulver (Kupfercarbonat oder Kupferoxid) oder es liegen halt einfach ein paar oxidierte Rohre in der Maische. Ich schwöre drauf. Hab zB mal zwei 5l-Glasballons mit Raubränden gehabt. In einen testweise Kupferrohre gegeben, in den anderen nicht und ein paar Tage gewartet. Die Geruchsverbesserung war offensichtlich.

RE: Kupfer oder Glas Destille

Clark am 30.10.2018 23:18:29 | Region: clark'n roll

hast du da Mengenangaben pro Liter Maische des Kupfers, welches du zugibst? In Pulverform (Gramm) als auch Rohre (Gramm)?

RE: Kupfer oder Glas Destille

der wo am 01.11.2018 12:20:06 | Region: da wer

Minimale Mengen reichen. Also 1/4 Teelöffel Pulver in eine 20l-Maische. Oder ein Rohr egal welchen Durchmessers quer in den Eimer rein.

Oder auch mehr. Da wir ja destillieren, brauchen wir uns nicht an irgendwelche Grenzwerte für Wein richten. Kupferverbindungen gelangen nicht ins Destillat.

RE: Kupfer oder Glas Destille

baerbeli am 31.10.2018 10:56:06 | Region: Mosel

Moin Christopher,

ob Kupfer besser als Glas ist, kann ich nicht beurteilen, da ich noch nie einen direkten Vergleich hatte. Meine Sensorik ist zwar sehr ausgeprägt, aber meine Schnäpse ohne Kupfer aus der Glasdestille schmeckten mir immer. Und damit sind wir beim Thema. Ich habe längere Zeit mit einer Glasdestille mit einem 5 Liter Kolben gebrannt. Der Vorteil ist, dass dank geschiffener Verbindungen alles zusammengesteckt und nichts verlötet werden muss. Man kann Erlenmeyerkolben verschiedener Größe verwenden, je nach Bedarf. Der große Nachteil ist allerdings, dass Glas sehr leicht bricht. Man muss es vorsichtig behandeln. Und die Teile sind nicht billig. Ich rate daher davon ab, Glas zu verwenden. Aus schmerzhafter Erfahrung.

Glas wird nur im Labor benutzt, weil dort für verschiedene Versuche Anlagen zusammengebastelt werden müssen.

Herzlichst

der hans vom baerbeli