Die Destillation von Schnaps

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Maische-pH-wert und Methanolgehalt

Wendy am 11.03.2009 18:46:35 | Region: Southpark
Beim Surfen durchs WWW bin ich auf folgenden interessanten Artikel aus der „GETRÄNKEINDUSTRIE 12/2001“ gestoßen, den ich auszugsweise der interessierten Brennergemeinde nicht vorenthalten möchte:

Die Versuchsergebnisse können wie folgt zusammengefaßt werden: Methanol ist ein natürlicher Inhaltsstoff von Obstbränden. In hohen Konzentrationen ist Methanol jedoch toxisch, weshalb verschärfte EU-Grenzwerte in Obstbränden festgelegt wurden.
Die Methanolentstehung in Williams-Christ-Maischen kann durch den Maische-pH-Wert beeinflußt werden. Durch Ansäuern der Maische (H2SO4) wird die enzymatische Methanolfreisetzung gehemmt, so daß bei kurzer Gärdauer und einem pH-Wert von pH 2,5 im Vergleich mit pH 4,0 ein um die Hälfte verringerter Methanolgehalt resultiert. Dabei kommt es auch zu geringfügig verringerten Alkoholausbeuten, wahrscheinlich aufgrund der schlechten Maischeverflüssigung. Ein Maische-pH-wert von pH 3,0 führt zu durchschnittlich 30 Prozent reduzierten Methanolgehalten, ohne die Alkoholausbeute negativ zu beeinflussen. Sehr lange Gärzeiten (> 6 Monate) führen auch bei tiefen Maische-ph-Werten zu einer vollständigen Entesterung des vorhandenen Pektins und damit zu maximalen Methanolgehalten der Obstbrände. Die sensorische Qualität der Destillate wird durch unterschiedlich starkes Ansäuern nicht signifikant verändert. Durch die Destillationstechnik kann der Methanolgehalt der resultierenden Obstbrände zusätzlich beeinflusst werden. In Verbindung mit Ethanol und Wasser wird Methanol während des ganzen Destillationsverlaufs ins Destillat überführt. Ein niedrigeres Rücklaufverhältnis führt zu geringeren Methanolgehalten der Obstbrände, und zu entsprechend höheren Restmethanolgehalten der Schlempen.


Grüße aus dem Southpark
Wendy

RE: Maische-pH-wert und Methanolgehalt

Andi am 12.03.2009 17:14:24 | Region: Fricktal Schweiz
Hoi Wendy :-)

Danke für die Info - Meine Einstellung ist aber diese: Wir alle fressen, saufen und inhalieren den ganzen Tag dermassen viel Müll, dass ich mir um die Methanol-Geschichte keine allzugrossen Gedanken mache. Ich habe nun schon viel darüber gelesen und komme zum Schluss, dass wenn über ein Thema die Meinungen dermassen diametral auseinanderklaffen, kann es sooo gefährlich ja wirklich nicht sein. Auch in diesem Forum bin ich über eine chemisch-professionelle Abhandlung eines Gemeinde-Mitglieds gestossen, welche mich davon überzeugt hat, dass es mit einer einigermassen "schlauen" Destillation ja praktisch unmöglich sei, toxische Methanol-Mengen zu produzieren! Und ich denke, wäre es wirklich gefährlich, würde diese homepage hier wohl kaum existieren. Gruss aus der Schweiz (wo ohnehin alles verboten ist....) Andi

RE: Maische-pH-wert und Methanolgehalt

baerbeli am 12.03.2009 18:22:39 | Region: Aetanoland
Liebe Wendy,

da gilt für das Obst des professionellen Brenners, das mit Stumpf und Stiel eingemaischt wurde. Der Hobbybrenner kann dem zum großen Teil entgehen, indem er die holzigen Bestandteile entfernt.Ist aber alles für uns lehrreich, da
ansonsten alles stimmt, allerdings kann man Maische noch mit einigen anderen kellertechnischen Tricks auch im großen Stil behandeln, so daß die Methanolgefahr sich beim Profibrenner im Rahmen halten kann.
Der Leber ist es egal, solange der Aetanolgehalt 95 % beträgt. Ich verweise auf die von mir gemachten Ausführungen.

Kollegialer Gruß

hans vom methanolresistenten baerbeli

RE: Maische-pH-wert und Methanolgehalt

rufus am 14.03.2009 11:00:18 | Region: xxx
schön, mal wieder die methanoldiskussion.

meines wissens nach entsteht mathanol durch die zersetzung von pektin, wie in vielen publikationen auch nachzulesen ist. kann, muß aber nicht unbeding stimmen, da wissen sich ja auch verändert.

pektin ist zellwandbestandteil bei pflanzen und somit auch bei obst. also nicht nur in stielen, anderen holzigen bestandteilen oder blättern.
das widerspricht der oft hier geäusserten meinung, dass methanol und auch andere vorlaufprodukte hauptsächlich nur durch holz etc. und unsaubere verarbeitung entsteht.
wie im oben zitierten Artikel nachzulesen ist, sinkt bei vermindertem zellabbau auch der mathanolgehalt.

pektin wurde auch schon im zucker nachgewiesen.

saubere verarbeitung minimiert den eintrag von mikroorganismen in die maische. sie sollen ja hauptsächlich für den pektinabbau zu methanol verantwortlich sein.

ergo: ich habe in jedem destillat unerwünschte stoffe.

das mein wissensstand, den ich mir aber auch nur angelesen habe.

mfg rufus

RE: Maische-pH-wert und Methanolgehalt

baerbeli am 17.03.2009 10:56:36 | Region: Albanisches Hochland
Hi!
Jawoll!
Methanol,früher auch Holzgeist genannt, weil es durch trockene Destillation aus Holz gewonnen wurde, entsteht während des Gärungsprozesses überwiegend durch enzymatische Hydrolyse von Estergruppen des Pektins (Galakturonsäure, zum großen Teil mit Methanol verestert).
Ich verweise auf die Ausführungen von Mondscheiner hier im Forum. Der hat das fachmännisch beschrieben. Mehr ist dazu nicht zu sagen.
In Deutschland ist in den letzten 20 Jahren privat niemand an Methanol im Alkohol gestorben oder blind geworden, allerdings hat die verbrecherische Industrie dafür gesorgt, daß durch Arbeiten mit Methanol Menschen krepiert oder schwerstens erkrankt sind. Nachlesen bei den Berichten der Berufsgenossenschaften!
Pros tata
der hans vom baerbeli

RE: Maische-pH-wert und Methanolgehalt

baerbeli am 06.04.2009 11:53:51 | Region: Traurige Türkei
Nachtrag zur verbrecherischen Industrie:
Heute kam in den Nachrichten, daß wieder zwei Schüler an dem Methanol gestorben sind, das man Ihnen in der Türkei statt Schnaps verkauft hat.
Wenn wie bei den Verkäufern Dummheit, Ignoranz und verbrecherische Einstellung zusammenkommen, sterben Menschen auch für 5 Euro Gewinn.
Mir hat man in Italien mal absolut verdorbenen Kunstwein angedreht. Gottseidank konnte ich den Unterschied schmecken, anders als die armen Jungs.
Ich hoffe, ich bekomme mal so einen Methanolpanscher zu packen.

der hans vom baerbeli