Die Destillation von Schnaps

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Probleme mit Quitten-Maische

Jo farmer am 29.06.2010 18:10:43 | Region: Bayern
Hallo,

ich habe im letzten Winter Quitten eingemaischt.
Früchte gelb, sauer, ca. 9 cm lang wurden gehackt, etwas Wasser und Anteilen der Kerne und mit zuckerzugabe/ turbohefen vergoren. Ausgangsalkohol bei Gärende ca. 12% wie geplant.
Jetzt beim Brennen (wenig Flüssigkeit, viel Fruchtfleisch) hatte ich bei 85 Grad gerade mal ein Schnappsglas voll (trotz der noch im letzten Jahr gemessenen Ausgangsstärke). Der Brand hat darüber hinaus gallebitter geschmeckt und ist ungenießbar. Was auffällig ist: in der Flasche hat sich nach Transport erneut wieder Druck aufgebaut. Ansich riecht die Maische aber snicht faulig oder schmeckt bitter (sondern nach wie vor sauer). Hat jemand eine Idee was man machen kann oder Erfahrung mirt Quitten sammeln können?
Grüße
Jo

RE: Probleme mit Quitten-Maische

Sergey Fährlich am 30.06.2010 18:30:54 | Region: Eurasien
Hallo,
ich kann nur mit einigen eigenen Erfahrungen helfen. Ich habe die Quitten weich gekocht und dann unter Zugabe von Pektinase vergoren. Ohne Pektinase wird die Saftausbeute sehr gering sein. Der bittere Geschmack liegt - vielleicht - an den Kernen, kann aber vielleicht auch an der Frucht selbst liegen, wenn zu wenig Flüssigkeit vorhanden war.
Dennoch hat mich der Quittengeschmack meines Destillates auch nicht begeistert (relativ scharf und intensiv nach Ester), weshalb ich jetzt auf japanische Zierquitten setze. Mal sehen, die müssen erst noch wachsen.

Gruß, S.F.

RE: Probleme mit Quitten-Maische

were am 01.07.2010 09:40:42 | Region: eu
Auch ich habe letzten Herbst Quitten angesetzt, aber gleich voraus - das war eine Heidenarbeit.

Zuerst habe ich die Quitten noch einige Wochen auf der kalten Terasse gelagert, weil der edle Spender sie aus Angst vor dem ersten Frost früh geerntet hatte.
Irgendwann, als die ersten braun wurden, habe ich sie hereingeholt, gewaschen, den Flaum abgerubbelt und die Quitten auf der Küchenmaschine durch die göbste Raspelscheibe gedrückt, die ich finden konnte.
Die Raspeln habe ich dann sofort mit Zitronensaft behandelt und dann für einige Minuten in Birnensaft gekocht. Das ging natürlich nur in mhreren Chargen, deshalb musste ich den Birnensaft gegen Ende etwas mit Wasser strecken.
Die Raspeln habe ich dann in einer Presse abgepresst, anschliessend jedoch den Presskuchen dem Saft wieder zugegeben und alles in ein Gärfass gesteckt.
Die ca. 20Liter Maische wurde noch etwas aufgezuckert, bis ich 110Grad Öchsle erreicht hatte und mit ein Wenig Milchsäure in den idealen Bereich gesäuert.
Vergoren habe ich mit Turbohefe und während der Gärzeit nochmals 2kg Zucher zugegeben.
Ich habe die Quitten von Ende Oktober bis Anfang März in Ruhe gelassen und dann zu Brennen angefangen. Derzeit ruhen in meinem Keller 2 Liter Quittenbran in Lagerstärke (65%) und werden wohl demnächst auf Trinkstärke heruntergesetzt und konsumiert werden.
Der Brand schmeckt zart nach Quitte - und sonst nichts. Der Aufwand hat sich gelohnt - finde ich und ich werde, so ich nochmals Quitten bekomme das jederzeit wieder durchführen.

RE: Probleme mit Quitten-Maische

Maik am 01.07.2010 11:28:16 | Region: Oben
Hi

ich schneide Quitten in Viertel (Kerne weg), dann friere ich sie 1 Monat ein.

Nach auftauen sind weich (wie Apfel) und lassen sie sich gut mit Stabmixer verarbeiten.

Servus

RE: Probleme mit Quitten-Maische

tutti am 01.07.2010 13:54:26 | Region: süd
Hallo
Mich würde mal intressieren, wie der Geschmack nach dem auftauen ist.
Leidet da nicht das Aroma darunter ?
Grüsse
Tutti

RE: Probleme mit Quitten-Maische

Maik am 01.07.2010 23:07:33 | Region: München
Hallo!

Habe mich letztes Jahr auch das erste Mal an Quitten probiert.
Auch ich habe die Früchte zunächst eingefroren, danach aufgetaut und anschließend zerkleinert. Nachdem ich den Muß mit etwas Wasser gemischt habe, wurden alles gekocht. Im Nachhinein muss ich sagen, stört mich der "gekochte" Geschmack etwas, für das weitere Auflösen der Früchte war es allerdings sehr hilfreich.
Die Maische war nach Ende der Gärung immer noch sehr fest.
Ein Aromakorb ist unabdingbar! Könnte es sein, dass dir deine Maische etwas angebrannt ist und du deshalb den bitteren Beigeschmack hast? Ist mir leider selbst schon bei Kirschen und Bananen passiert. Vor allem den Bananen könnte ich jetzt noch nachweinen...

Grüße

RE: Probleme mit Quitten-Maische

Genießer am 02.07.2010 09:49:47 | Region: Deutschland
Hallo, nach mehreren Brennerfahrungen mit anderem Obst habe ich mich dieses Jahr auch an Quitten herangetraut. Ich habe diese mittels eines umgebauten Gartenhächslers geschreddert und ohne Zugabe von Wasser eingemaischt. Dazu gab's dann Turbohefe, Amylase (zum Verflüssigen) und Zucker. Die Maische hat sehr lange zum Durchgären gebraucht. Ständiges Rühren bzw. Rollen und Schütteln des 30l Fasses kam dazu.
Nach dem Gärprozess verblieb eine dicke, breiige Masse mit wenig Flüssigkeit zurück. Ich habe jetzt zweimal einen Brennvorgang vorgenommen und super Ergebnisse erzielt. Aufgrund der %-Werte des Brandes gehe ich von rund 18% Alkohol in der Maische aus.
Die Beschreibung des Brennproblems ist meines Erachtens auf eine nicht abgeschlossene oder fehlerhafte Gärung zurückzuführen. In der Quittenmaische kann es wohl aufgrund der Konsistenz des Öfteren zu Lufteinschlüssen kommen, was dann die Gärung behindert oder Fehlgärungen bzw. Schimmelbildung nach sich zieht. Es wäre also wichtig zu wissen, ob die Maische beim Gären regelmässig und ausreichend bewegt worden ist.
Falls nicht, kann man diese m.E. nicht weiter verwenden. Auch ein nochmaliges Brennen wird das Ergebnis nicht verbessern. Schade um die Arbeit.

Gruß

Genießer

RE: Probleme mit Quitten-Maische

Wendy am 02.07.2010 13:56:50 | Region: Southpark
Ich setze Quittenmaische wie folgt an:

Zuerst wird den Quitten der Flaum entfernt. Das geht sehr gut mit einem rotierenden Polieraufsatz aus Schafsfell, wie sie für Bohrmaschinen erhältlich sind. Danach werden die Quitten mit Hilfe eines Hackebeilchens geviertelt und durch den Gartenhexler gejagt. Die gehexelten Quitten ins Maischefass geben und gerade soweit mit Wasser auffüllen, dass keine Luftblasen zur Fäulnisbildung entstehen können. Das war die eigentliche Arbeit.

Jetzt muss die Maische gezuckert werden. Laut Doc. Schmickels Bibel haben Quitten einen Zuckergehalt von 3%. Es muss, um auf 12% Zucker zu kommen, mit 177 g/l Maische aufgezuckert werden. Dann kann genügend Alkohol gebildet werden, so dass nur einmal destilliert werden muss. Die errechnete Zuckermenge in drei Chargen zugeben.
Ich habe einfache Bäckereihefe genommen (Dosierung: Maximal 250gr/100l Maische). Empfehlenswert ist es immer, am Vortag einen Gärstarter anzusetzen: Naturtrüben Apfelsaft plus Hefe (Suchfunktion nutzen).

Quitten gären sehr langsam: Die Maische wurde, auch wegen der niedrigen Temperatur (bis 9°C), von ende Oktober bis Ende Februar gegoren. Am Ende hat sie beim Umrühren noch immer leicht geschäumt.

Da der Brand ein Maximum von 65% aufwies, lag die theoretische Alkoholkonzentration (Distillate Strength) der Maische, laut homedistiller.org, bei 15%.

Die Arbeit, die nur unwesentlich höher als bei anderem Obst ist, lohnt sich in jedem Fall. Quittenschnaps schmeckt super!


Es grüßt aus dem Quittenpark
Eure
Wendy