Die Destillation von Schnaps

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Traubenkirsche und Schlehen

Mike am 31.01.2018 10:44:52 | Region: Im Wald
In den letzten Tagen habe ich die ersten "richtigen" Maischen gebrannt: Traubenkirschen und Schlehen, jeweils ca. 25 Liter. Beide standen nach der langsamen Vergärung etwa 3 Monate auf dem kühlen Speicher. Die Traubenkirsche habe ich einmal mit und einmal ohne Fruchtkuchen gebrannt. Dem ersten Eindruck nach ist die Version mit Kernen besser. Ich finde die frischen Brände aber sehr schwer zu beurteilen.

Bei den Schlehen war die Sache schwieriger. Einen richtigen Fruchtkuchen gibt es da nicht. Da ich kein Rührwerk habe, musste ich also möglichst viel Flüssigkeit abtrennen.

Das ist ja nun eine Arbeit für jemanden, der Mutter und Vater erschlagen hat. Falls jemand eine bessere Methode für Laien kennt als Presssack oder Geschirrtuch, bitte her damit. Eine Stunde ist da schnell weg.

Das Brennen lief soweit nach Plan. Ich habe bei 8 Litern nur ca. 10 ml Vorlauf abgetrennt. Zunächst habe ich in drei Gläsern jeweils 10-20 ml gesammelt und am nächsten Tag nochmals beurteilt. Es zeigte sich, dass der Unterschied dann deutlicher hervortrat. Mehr Vorlauf abzutrennen, wäre Verschwendung gewesen. Beim Nachlauf habe ich ab 91 Grad fraktioniert gesammelt. Für mich war der Bereich zwischen 92 und 93 Grad noch sehr aromatisch. Am nächsten Tag für gut befunden und behalten. Wobei durchaus eine Abweichung von 1 Grad beim Thermometer wahrscheinlich ist. Ich habe mich dann eher auf meine Nase verlassen. Gebrannt habe ich nur einmal. Das Destillat liegt bei 64%. Gesamtmenge habe ich noch nicht bestimmt.

Bei den Traubenkirschen habe ich noch einen Versuch gemacht und einen Teil des Fruchtkuchens gegeistet. Lohnt nicht wirklich. Es war ein zartes Aroma da, aber letztlich ist das Wischiwaschi. Ich habe mit diesem Destillat einen Teil des Fruchtkuchens angesetzt. Mal sehen, was da noch rauszuholen ist. Das sind aber eher Spielereien.

Ich muss sagen, dass mir inzwischen selbst hochpreisige Destillate günstig vorkommen. Klar, die Profis können effizienter arbeiten. Für einen Laien ist der Aufwand doch erheblich. Dabei rechne ich das Sammeln der Früchte als Spaß ab. Kaufen von Obst wäre völlig uninterssant. Mal sehen, wie die Gasrechnung ausfällt.

Jetzt bin ich sehr gespannt, wie sich die Destillate entwickeln. Ein halbes Jahr werden die mindestens liegen. Länger wäre vermutlich besser. Geduld ist wohl die wichtigste Tugend bei diesem Hobby.

RE: Traubenkirsche und Schlehen

aragones am 01.02.2018 12:48:56 | Region: Musterländle
@ Mike
Kann Dir nur zustimmen....

Zitat:
...Ich muss sagen, dass mir inzwischen selbst hochpreisige Destillate günstig vorkommen. Klar, die Profis können effizienter arbeiten......

..aber die müssen auch noch ca. 11 Euro pro Liter Alkohol (97%) versteuern also ca. 6-7 Euro pro Liter Trinkstärke + Flasch + Etikett.. da beliebt für den reinen Schnaps wirkich nur noch eine sehr geringe Gewinnspanne übrig!

Wenn man da bedenkt das es beim Discounter schon für 4.50? 0,7 Liter gibt dann weiss man ziemlich genau was da an Frucht und Qualität drinn ist...

Aragones

RE: Traubenkirsche und Schlehen

aragones am 01.02.2018 15:32:39 | Region: musterländle
Korrektur Denkfehler:

...versteuern also ca. 6-7 Euro pro Liter Trinkstärke...
muss heißen ..4-5 Euro pro Liter....

RE: Traubenkirsche und Schlehen

Mike am 01.02.2018 21:50:09 | Region: Im Wald
Ich meine aber nicht nur die Industrieware, sondern auch und gerade die hochwertigen Destillate. Da steckt ja eben auch jede Menge Arbeit drin. 100 Euro für 0.5 Liter Schlehenbrand klingt natürlich nach viel. Wenn ich aber bedenke, wie viel Zeit ich für das Pflücken von 20 kg Schlehen gebraucht habe... Klar, für mich ist das Fun. Ein Profi kann so aber nicht arbeiten. Über das Zeug vom Discounter wollen wir gar nicht reden.

RE: Traubenkirsche und Schlehen

Burner am 02.02.2018 05:50:13 | Region: southeast
Hallo Mike.
Lach... Mutter und Vater erschlagen, so ist mir das beim letzten Mal auch vorgekommen. Und um mich rum hat es genauso ausgeschaut. Obwohl ich damals zu meiner Frau gesagt habe, um mich rum schaut es aus, wie wenn ich 3 Schweine geschlachtet habe. Da ist auch noch Schnee gelegen.


Geschirrtuch ist zu fein. Ich habe mich auf einen gröberen Gardinenstoff festgelegt. Kartoffelsack ist zu grob, da hängt das Fruchtfleisch drin wie Hulle.
Ich habe mir letztes Jahr dann ganz grobe Siebe mit Eimer zugelegt. Was durch das grobe Sieb durchgeht fängt sich im Gardinenstoff. Was durch den Gardinenstoff durchgeht bleibt drin. :)

Zur Qualität, ich glaube der aragones hat mal geschrieben, wie es ausschaut, wenn "gewerbliche" einmaischen. Von Matsch und faul war da die Rede.
Ganz ehrlich, ich verstehe auch nicht, wie hier vor allem bei Zwetschgen die Bohrmaschinen Variante favorisiert wird.
Ich habe letztes Jahr 2 mal 20 Liter Zwetschgen angesetzt, und alle aufgemacht, Kerne raus, die wurmigen weg. (selber gezupft)
Waren so 40 - 50 Stück. Die möchte ich in meiner Maische nicht drin haben. Kaufe auch keinen Schnaps mehr, ich mache den nur noch selber. Da weiss ich wenigstens was drin ist.