Die Destillation von Schnaps

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Alkoholmessung mit Vinometer

Flies am 04.10.2009 19:35:45 | Region: Ural
Hallo
Tatsachen:
1. Alkoholmessung mit der Vinometar basiert auf die Viskosität der Messflüssigkeit
2. Der Messwert ist umso genauer je geringer der Alkoholgehalt, oder je mehr Alkohol desto ungenaue Messergebnis.

Problem:
Beim Alkoholmessung von Maischen oder anderen Flüssigkeiten haben wir das Problem je mehr Alkohol in Flüssigkeit desto ungenaue Messung.
Bis jetzt habe ich immer zu messende Flüssigkeit erst geschüttelt dann durch Kaffeefilter filtriert und dann gemessen. Mit Zeit hat mir passiert das Alkoholgehalt sogar niedriger ist.

Mögliche Lösung:
Ins Netz habe ich etwas interessantes gefunden:
"Mischen Sie Most/Maische 1+1 mit (tags zuvor) abgekochtem Wasser; z.B. 5 ml Most/Maische und 5 ml Wasser. Das Wasser muss Raumtemperatur haben. Messen mit Vinometer.
Das Ergebnis wird mit 2 multipliziert"


Meine Erfahrung:
Die selbe habe ich mit Destilliertem Wasser probiert und meiner Meinung nah ziemlich genaues Ergebnis bekommen.
z.b eine Hochgradige Traubenmaische mit eingepeilten Alkoholgehalt von 20% (389g/l Zucker) nach 9 Tagen 15% Alk, nach 12 Tagen 14% und dann probiere ich nach 15 Tagen wieder 15%.
Beim letzten Messung habe ich auch mit andere Methode probiert und sehe da 18%(9x2) wass von Geschmack und Geruch meiner Meinung nach richtiger Ergebnis ist.


Frage an Gemeinde:
Hat schon jemanden so was probiert und was haltet Ihr von diese Methode?

Danke

RE: Alkoholmessung mit Vinometer

weißnix am 06.10.2009 17:46:54 | Region: hierundda
Das Hauptproblem beim Vinometer ist wohl ein evtl. vorhandener Restzucker, sowie die Frage nach dem Extraktgehalt. Mein Vinometer liegt mittlerwele in der Ecke, da eine aussagekräftige Beurteilung nur durch eine Probedestillation, oder nach Berücksichtigung des Extraktgehaltes (100ml in Topf, aufkochen, wieder auf 100ml ergänzen, Extraktmessung) erfolgen kann.

Ich persönlich gehe nur noch nach dem Rechnerischen (Zuckergehalt der Maische),pflege meine Maische entsprechend und liege kaum daneben.

RE: Alkoholmessung mit Vinometer

Ken am 07.10.2009 09:39:18 | Region: Miss-i-pipi
@weßnix
mich auch interessiert diese Thema, kannst du "100ml in Topf, aufkochen, wieder auf 100ml ergänzen, Extraktmessung" Methode mal ausführlich erklären.

Danke

RE: Alkoholmessung mit Vinometer

HorstN am 08.10.2009 01:21:43 | Region: Berlin
Hallo Gemeinde,
Diese Diskussionsrunde kommt mir sehr gelegen.
Ich habe zwei Vinometer, eins aus Österreich (1), eins aus Germany (2). Die Messergebnisse der beiden weichen stark voneinander ab. Z.B. eine noch leicht gärende, nur leicht süßlich schmeckende Maische zeigt bei (1) 25%vol., bei (2) 14%vol. Nun wollte ich es wissen und habe den folgenden Vergleich gemacht: Habe mir durch Verdünnung mit Aquadest einen Alk mit 20%vol. (Messung mit Spindel) hergestellt. Damit zeigt (1) 30%vol. (etwas außerhalb des Messbereichs) und (2) zeigt 15%vol. Die Wiederholung der beiden Messungen ergab die gleichen Werte. Was ist nun richtig?? Offenbar messen beide sehr falsch.
Kennt jemand der erfahrenen Leute diese Abweichungen und wie geht er damit um?
Kann ich davon ausgehen, dass die Messung mit (2) um 5 % erhöht dem richtigen Wert am nächsten kommt?
Grüße von Horst

RE: Alkoholmessung mit Vinometer

Flies am 14.10.2009 13:59:23 | Region: Ural
Hallo Horst,

ich habe mit sehr viel Interesse dein Beitrag im Fachfragen gelesen (Eintrag Nr. 3321:).

Du hast alles toll gemacht (habe selbst für mein Vinometer nachgemacht), nur es gibt ein Problem und zwar das wir mit Vinometer Alkoholgehalt von noch nicht voll ausgegorenen Maischen messen. Das wiederum heisst dass in Maische immer ein Restzuckergehalt gibt und genau dieser Zucker macht unter anderen Messung ungenau.
Du hast alles mit REINEN Alkohollösung gemacht wo kein Gramm Zucker drin ist.

Servus Flies

RE: Alkoholmessung mit Vinometer

HorstN am 15.10.2009 00:51:20 | Region: Berlin
Hallo Flies,
freut mich, dass Dich mein Betrag interessiert.
Zum Messfehler durch Zucker: Ich glaube nicht, dass sich ein geringer Zuckergehalt stark auf das Messergebnis auswirkt. Herr Dr. Schmickl schreibt dazu in seinem Buch „Schnaps brennen als Hobby“: „Gelöster Zucker in der Maische führt zu einer gewissen Messungenauigkeit des Vinometers. Wir haben eine Messreihe durchgeführt und reinen Alkohol parallel zu gezuckertem Alkohol gemessen. Die Ungenauigkeit beläuft sich auf +/- 1 bis 1,5 %vol, womit diese Messmethode für unsere Zwecke vollkommen ausreicht.“
Mir gefällt bei dieser Aussage nicht, dass die Abweichung in +/- angegeben wird. Wenn Zucker das Messergebnis verfälscht, dann immer nur in eine Richtung; nicht einmal nach Plus und ein anderes Mal nach Minus. Ich schließe daraus, dass der Fehler durch Zucker in dem allgemeinen Fehler untergeht und in Folge dessen vernachlässigt werden kann. Allerdings: eigene praktische Erfahrungen dazu habe ich nicht. Werde es bei Gelegenheit nachholen und dann hier berichten.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich einen in diesem Forum weit verbreiteten Irrtum ausräumen: Die Messung des Alkoholgehaltes mit dem Vinometer beruht NICHT auf der Viskosität sondern auf der OBERFLÄCHENSPANNUNG des Mediums. Das eine hat mit dem anderen nicht viel zu tun.
Die Messung mit dem einfachen Gerät Vinometer gelingt nur, weil die Oberflächenspannungen von Wasser und Alkohol sich sehr stark unterscheiden, die Viskositäten hingegen nicht sehr.
Oberflächenspannung von:
Ethanol 22,55 dyn/cm
Wasser (20°C) 72,75 dyn/cm
Gemisch aus beiden dazwischen
Die Oberflächenspannung von Wasser liegt weit ab von der sonstiger Flüssigkeiten mit Ausnahme von Quecksilber.
Wikipedia: „Wasser hat also eine vergleichsweise hohe Oberflächenspannung,....... nur die von Quecksilber ist noch wesentlich höher.“ (~470).

Wir messen Alkohol-Wasser-(Zucker)-Gemische mit rel. niedriger Viskosität. Dass eine Flüssigkeitssäule in einem offenen Röhrchen stehen bleibt, beruht auf dem Kapillareffekt. Die Höhe der Flüssigkeitssäule wird u.a. von den folgenden Parametern bestimmt:
--Oberflächenspannung der Flüssigkeit
--Durchmesser der Kapillare
--Dichte der Flüssigkeit.
Die Viskosität kommt in der dafür geltenden Formel nicht vor.
Zur Oberflächenspannung habe ich schon was gesagt.
Der Durchmesser der Kapillare sollte auf der ganzen Länge und von Gerät zu Gerät immer exakt gleich sein. Das ist er wahrscheinlich nicht (Herstellungsfehler), und deshalb weichen die Messwerte der einzelnen Geräte so stark voneinander ab. (Ich nehme nicht an, dass jedes Röhrchen geeicht und mit einer individuellen Skale versehen wird.)
Die Dichte ist auch ein wichtiger Parameter. Einmal ist sie temperaturabhängig zum anderen davon, wie viel feinste Gaseinschlüsse sie enthält. Bei einer noch gärenden Maische entsteht laufend CO2, auch während der Messung. Das CO2 kann die Flüssigkeit aber erst verlassen, wenn es sich zu genügend großen Gasbläschen zusammen geballt hat. Solange bleibt es unsichtbar, aber doch schon als Gas in der Flüssigkeit verteilt. Auch das ist eine Auswirkung der Oberflächenspannung. Gaseinschlüsse (hier sind nicht gelöste Gase gemeint) verringern aber die Dichte einer Flüssigkeit und führen am Vinometer zur Anzeige einer zu niedrigen Alkoholkonzentration. Deshalb ist die Messgenauigkeit bei einer Maische nach Abschluss der Gärung am größten.
Nun soll es aber genug sein.
Gruß HorstN
PS: Lebst Du wirklich im Ural, oder ist das Spass oder Deckumg?

RE: Alkoholmessung mit Vinometer

Flies am 15.10.2009 18:34:03 | Region: Ural
Hallo Horst,

schon wieder Danke für dein Beitrag.
Ich bin die Meinung das beste Ergebnis(genaueste) bekommt mann wenn Maische in Verhältnis 1:1 mit destilliertes Wasser mischt und dann das Ergebnis von Messung mit 2 addiert. Von Gefühl(Geschmack und Geruch) wurde ich behaupten das auf diese Weise meine Maische tatsächlichen Alkoholvolumen entspricht.

Wenn ich mit geeichten Werten meine gemessene Werte vergleiche bekomme ich zu niedrige Werte.
Maische riecht nach Alkohol und hat sehr starke alkoholische Aroma, aus diesen Grund schliesse ich aus das Alkoholgehalt entspricht den geeichten Werten.

z.B gemessen 15%
mit 1:1 dH20= 19%
geeicht für dieser Wert soll nur 13% sein.

Für 17% gemessen soll dann nur 13,8% geeichten Wert haben.

Wahrscheinlich die beste Methode währe, alle Messungen aufschreiben und dann bei Destillation GENAU messen.
D.h Flüssigkeitvolumen und Alkoholgehalt vor Destillation und danach.
Und anhand von diesen Werten ausrechnen vieviel hat Maische vor Destillation Alk. gehabt.
Dann mit diesen Werten vorherigen Messungen vergleichen.
Vielleicht zum testen einfach eine Zuck+H20+TurHef. Mischung ausgären lassen und 0,5 l Destillieren, nur zum Eichen von Vinometer.

Aber wo zu solchen Aufwand würde jemand fragen?
Ganz einfach, ob wir Maische nur 3 Monate nach Gärung aufbewahren dürfen, oder 3 Jahren. Diesen paar Prozenten entscheiden über unseren Erfolg.

PS: wir kommen alle hier aus dem ganzen "Welt" :-)