Die Destillation von Schnaps

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@Alois betr. Cu-Katalysator

F am 02.02.2007 17:48:24 | Region: H
Ich habe beim googeln einiges zum Cu-Kat gefunden, positives zur Funktion, aber leider nichts zur Konstrukion. Wäre bei Marillen und Pfirsich sicher angebracht.
Vielleicht kannst Du das Gerät mal beschreiben oder hast einen Link mit Bildern.

Franz

RE: @Alois betr. Cu-Katalysator

Alois am 05.02.2007 12:54:36 | Region: Süden
Hallo Franz,

im Grunde ist die Konstruktion sehr einfach, vorausgesetzt man kann mit Cu und Lötgerätschaft gut umgehen.

Der Sinn eines Katalysators ist, den Dampf an möglichst viel Cu-Fläche vorbeizuleiten. Dafür gibt es unendlich viele Möglichkeiten. Leider verfügen wir nicht über die technischen Ausstattungen der Profihersteller und müssen uns daher mit geringeren Wirkungsgraden begnügen.

Die Grundkonstruktion ist immer gleich: ein gasdichter Behälter mit Einlass- und Auslass-Anschluss. Ob Schraub- oder Steck- ist gleich, ebenso ob rund oder eckig. Der Behälter muss aus Cu sein wegen der Wärmeleitung. Die Größe richtet sich nach dem Kesselinhalt. Hausnummer: ein 15 l Kessel kann einen 1-l-Kat "bedampfen".

Im Behälter muss möglichst viel Cu-Fläche sein. In meiner runden Dose ist ein herausnehmbarer Einsatz (herausnehmbar wegen der Reinigung!) mit horizonal liegenden Cu-Blechen mit 2-3mm Abstand. Die Bleche sind mit Hilfe einer spitzen Reibahle dicht gelocht, also eine Art Sieb (nicht bohren!). Die Dose hat einen abnehmbaren Deckel, natürlich gut abgedichtet. Vom Boden ist ein Abstand von 20mm zum ersten Blech, damit sich der Dampf ausdehnen kann. Der Boden ist leicht nach außen gewölbt, damit Kondensat durch den Einlass zurückfließen kann. Oben sind nur wenige mm bis zum Deckel bzw. zum Auslass. Die Dose ist gut isoliert, um den Dephlegmator- bzw. Refluxeffekt so gering wie möglich zu halten.

Der Kat bewährt sich bei mir bei allen Steinobstmaischen (Kirschen, Zwetschen, Mirabellen, Kriecherl, Schlehen...). Marillen gibts hier nicht, Pfirsiche mag ich nicht, aber natürlich gilt für diese Früchte das Gleiche bezüglich der Blausäure.

Leider habe ich keine Bilder, das Ding ist z.Z. im feindlichen Ausland im Einsatz.

Alois

RE: @Alois betr. Cu-Katalysator

Brennen.Pi am 06.02.2007 13:16:30 | Region: Pinneberg
Es reicht, wenn man eine Rolle Kupferfolie (billig zu haben, riesige Oberfläche) ausrollt, mit einem dicken Nagel locht und grob und luftig wieder zusammenrollt. (Ein Blech würde es auch tun, aber das hat ein schlechtes Verhältnis von Preis zu Oberfläche...)

Das ganze kann man dann in die Brennblase tun.

Die Rolle lässt sich nach dem Brennen durch einfaches Durchspritzen mit Wasser reinigen und trocknet schnell auf der Heizung.

RE: @Alois betr. Cu-Katalysator

Alois am 06.02.2007 20:12:57 | Region: Süden
Ja, wenn man viel Kupfer in einer kleinen Blase haben will, mag das eine gute Idee sein. Aber ein Katalysator ist das nicht!

Alois

RE: @Alois betr. Cu-Katalysator

swillmaker am 07.02.2007 00:43:58 | Region: B
High,
So wie ich es in Erfahrung gebracht habe, soll der Katalysators vor jedem Brenngang kurz in Zitronensäure oder Essigsäure eingelegt werden um das sich sehr schnell bildende Kupferoxid zu beseitigen. Dieses Kupferoxid verhindert den Kontakt des Damfes mit reinem Kupfer und rendert den Kat dann als nutzlos.
C ya
swillmaker

RE: @Alois betr. Cu-Katalysator

Brennen.Pi am 07.02.2007 20:05:56 | Region: Pinneberg
++++
>Ja, wenn man viel Kupfer in einer kleinen Blase haben will, mag das eine gute Idee sein
++++
Das ist zufällig das Ziel... viel mediumberührende Fläche möglichst billig. xD

Auf deinen Kommentar hin: Bist du dir sicher, das du wenigstens halbwegs Ahnung hast, wie ein Katalysator chemisch funktioniert und warum und was chemisch in der Brennblase abläuft?

Ansonsten -> Wikipedia ;)

Warum also aufwendig, wenns auch einfach geht? Die Maische konvektiert angenehmerweise auch noch in der Brennblase...

RE: @Alois betr. Cu-Katalysator

swillmaker am 08.02.2007 10:40:09 | Region: b
High,
@Brennen.PI: Du kannst soviel Kupfer in die Brennblase tun wie du willst. DAS IST KEIN KATALYSATOR. Eher eine Opferanode.
Der Dampf hat eine viel grössere Oberfläche als die Flüssigkeit der Maische und ist deshalb viel effektiver um eine Katalytische Wirkung zu erzielen.
Ansonsten könnten wir ja auch ein bisschen Platin in den Tank unseres Autos hängen und bräuchten kein
Kat.
Ausserdem glaube ich, daß Alois weiss, wie ein Kat funktioniert.
C ya
swillmaker

RE: @Alois betr. Cu-Katalysator

Brennen.Pi am 09.02.2007 15:21:27 | Region: Pinneberg
Swillmaker, du bist ein Witzbold ;)

@Automotor:
Die unerwünschten Verbindungen, denen man mit dem KAT beikommen möchte, entstehen beim Automotor erst bei der Verbrennung. Die Verbrennungszylinder von innen zu beschichten, fällt wegen zu kleiner Oberfläche und machanischem Abrieb leider aus. Daher ist die einzige praktikable Lösung der KAT als System paralleler Röhren hinter dem Auslassventil.

In der Destille sind die unerwünschten Verbindungen bereits vorhanden bzw. entstehen während des Erhitzens. Sie entstehen nicht erst im Dampf!

Wieviel Oberfläche das berührende Medium hat, ist bei den winzigen Kupferoberflächen, die wir verwenden, nicht so wichtig. Sie wird bei Eintauchen vollständig umspült.
Bei vernünftiger Kontruktion eines KATs für Gas würde sie das auch.
Es kommt also auf die Kupferoberfläche an. Nur wo unerwünschte Verbindungen mit dem Kupfer in Berührung kommen können, reagieren sie.

Bei meinem KAT wird die nötige Umwälzung durch Konvektion erzeugt, beim Gas-KAt durch den Druckunterschied.

Mehr Kupferfläche = mehr Reaktionsfläche.

Das ist alles nur eine Frage des Aufwands.

RE: @Alois betr. Cu-Katalysator

Alois am 09.02.2007 18:18:59 | Region: Süden
Ohne polemisch sein zu wollen: warum wohl haben Profidestillen einen teuren weil aufwendigen Katalysator?

Der Zweck von Kupfer in der Blase und der von Kupfer in einem Karalysator ist völlig unterschiedlich. In der Blase braucht man es vor allem wegen der Schwefelverbindungen, im Kat wegen des Ethylcarbamats.

Ich gebe zu, dass ich keine Ahnung habe von den chemischen Vorgängen. Chemie war nie mein Ding. Ich habe allerdings keinen Anlass, meine Erfahrung und meine Kenntnisse zu bezweifeln:

Darf ich fragen, wer von den Hobbyisten schon mal mit einem Kat gearbeitet hat UND den Unterschied mit und ohne analytisch überprüft hat? Ich denke, das werden nicht viele sein.

Übrigens ist vieles, was hier beschrieben und diskutiert wird, auch manchmal ein wenig Spinnerei. Selbstverständlich gehts auch ohne Kupfer und mit Bleilot und mit Sanitärsilikon und... Manche, ich gehöre dazu, sind anspruchsvoller und haben Spass daran, die Dinge etwas komplizierter zu machen. der Katalysator gehört bei mir ebenso dazu wie der Dephlegmator.

Alois

RE: @Alois betr. Cu-Katalysator

Brennermanne am 13.02.2007 21:35:00 | Region: Sachsen
Hallo Alois
bisher habe ich deine Ratdchläge immer bevolgt und mit meistens guten Ergebnissen.Die KOnstruktion Deines Kondensers habe ich verstanden .ES macht zwar viel Arbeit aber Technisch kein Problem.Wo "setzt" DU ihn hin?.
Kurz nach dem Deckel als ersatz für das Steigrohr? Und sag mir bitte nochmal was er bei Steinobst bewirkt.Ich brenne zur zeit mit einem 8 Liter Edelstahlkochtopf Steig und Geistrohr sind ebenfalls aus Edelstahl.
vielen dank Brennermanne.

RE: @Alois betr. Cu-Katalysator

swillmaker am 09.02.2007 19:00:34 | Region: b
High,
Wenn du über das was du geschrieben hast mal richtig nachdenkst, dann wirst du ja wohl einsehen müssen, das wir in unseren kleinen Dampfmotoren auch erst die Abgase (Kondensat in spe) nach unserem Auslassventil (Kolonne oder Geist- und Steigrohr) am effektivsten katalysieren können.
Ich glaube, die Dampfoberfläche ist 1500mal höher als im flüssigen Zustand. Damit ist dies gerade wichtig bei unseren kleinen Oberflächen.
Und deshalb ist es noch wichtiger, absolut reines Kupfer den Alkoholdämpfen anzubieten, denn in einer heissen Maische bildet Kupfer sehr schnell eine Oxidschicht und wird Nutzlos, was bei Kontakt mit Alkoholdämpfen nicht der Fall ist.
Man könnte den Effekt nochmals erhöhen, indem man statt all den gelochten Platten einfach Topfschrupper oder Fliegendraht aus Kupfer nimmt.
Wenn du dir mal wirklich professionelle Anlagen anguckst, wirst du soetwas sogar im Einsatz sehen.

Ich bin kein Witzbold

C ya
swillmaker

RE: @Alois betr. Cu-Katalysator

Kupfernatter am 13.02.2007 13:49:16 | Region: gaanz weit südlich
Also, in meiner "Kupferblumenvase", der iberischen, ist nach dem brennen von Zuckermaische mit ph 3,5 der Bereich den die Maische/Schlempe berührt immer pikobello chemisch rein Kupfer, wogegen Dampfraum und Helm eine Oxidschicht aufweisen. Insofern nehme ich an, das Kupfer wirkt in meiner Anwendung auf die Maische, ergo auf die Schwefelverbindungen.
Gruss aus dem sonnigen Süden

RE: @Alois betr. Cu-Katalysator

Honigbär am 14.02.2007 17:34:16 | Region: RP
Hallo Alois,

wirkt ein zu einer "Wurst" aufgerolltes und in
das Steigrohr eingebrachtes Kupfergestrick auch
als Katalysator? Oder sitzt es da am falschen
Platz und erhöht nur den Reflux?

Gruß,
Honigbär

RE: @Alois betr. Cu-Katalysator

Alois am 18.02.2007 18:50:31 | Region: Süden
@Honigbär

Jede Cu-Fläche im Dampf wirkt als Katalysator. Wie wirkungsvoll hängt eben von der Größe der Fläche und vom "Berührungsgrad" ab. Jedes Dampfquäntchen sollte halt an ganz viel Kupferfläche vorbeistreichen, das ist die Grundidee. Die Kupferblechrollenwurst im Steigrohr hat sicher auch eine katalytische Wirkung, wahrscheinlich auch eine geringe "refluxorische" (neue Wortschöpfung!). Dummerweise kann man beides nicht wirklich ausprobieren, weil geeignete oder kostengünstige Meßmöglichkeiten fehlen. Im Zweifel hilft aber der Glaube!

Alois

RE: @Alois betr. Cu-Katalysator

Honigbär am 19.02.2007 14:03:31 | Region: RP
Hallo Alois,

danke für Deine Antwort.
Ich dachte aber nicht an Blech sondern an zu einem Fließ
verstrickte 0,1 mm dicke x 1 mm breite Kupferfäden.
Dies dann aufgerollt und ins Steigrohr geschoben.
Hab sowas mal auf einer US-Seite gesehen, die das Gestrick
dann auch fertig aufgerollt anbieten.

Kriegt man aber auch für unter 10 EUR das Kilo in "D".

Gruß,
Honigbär

RE: @Alois betr. Cu-Katalysator

Honigbär am 20.02.2007 08:01:31 | Region: RP
Nachtrag:
Gestern kam das Muster an.
Die Fäden sind 0,01 bis 0,02 mm x 0,7 bis 0,8mm.
Das sollte ausreichend viel Oberfläche ergeben,
selbst bei nur wenigen 100 Gramm Füllmenge.

Gruß,
Honigbär