Die Destillation von Schnaps

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Himbeeren

Ruth Röhrenbach am 21.10.2016 09:23:41 | Region: Landkreis Tübingen
Hallo,
ich bin fachfremd (Hobbyimker), habe aber fast 50 kg Himbeeren aus meinem Garten geerntet.
Die befinden sich seit Ende Juli in einem 60-Liter-Fass mit Gährspund. Da die Gährung nicht eingesetzt hat, habe ich einen Würfel Backhefe (40g) mit warmem Wasser und 150g Zucker angesetzt und in die Maische gerührt. Sie gährt jetzt ganz leicht und steht bei 23 Grad C im Wohnzimmer.
Was kann ich tun, um die Himbeeren noch irgendwie zu retten?
Der Plan war, die vergohrene Maische in eine Brennerei zu geben. Das ist wohl eh schon zu spät und Hefe darf man da auch nicht zusetzen.
Ich wäre echt froh über Ratschläge.
Ruth

RE: Himbeeren

Kupferstecher am 21.10.2016 22:16:13 | Region: Bergland
Hallo Ruth, erstmal großen Respekt für deine Ernteleistung. Die Himbeeren hätte ich selbst gern gehabt. Dein weiteres Vorgehen war jedoch komplett falsch. Obwohl bezweifle, dass die Früchte noch nicht verschimmelt sind, gebe ich dir folgende Ratschläge:

1. Friere unverzüglich die komplette Maische ein
2. Frage erst einmal in der Brennerei, ob sie deine Maische brennen würden
3. bestell dir ein paar Pakete Prestige Turbohefe, Mostmilchsäure, Antigel
4. Bestell dir ein Buch z.B. Schnapsbrennen als Hobby und lies es

Wenn du es gelesen hast, wird dir vieles klar werden.

RE: Himbeeren

baerbeli am 22.10.2016 13:52:11 | Region: Mosel
Meine liebe Ruth,

Natürlich wäre es sinnvoller gewesen, sich vorher zu informieren, aber nun ist das Kind in den Brunnen gefallen.
Am Anfang hast du alles richtig gemacht. Eigentlich beginnen alle Früchte zu gären, selbst am Baum gären sie schon. Schön zu sehen in einem Film über Afrika, wo die Affen besoffen vom Baum fallen.
Eine Gärstockung kann immer mal auftreten. Die Ursachen sind mannigfaltig, falsche wilde Hefen und vieles andere. In deinen Räumen schwirren leider nicht so viele Hefen herum wie beim Brenner/Winzer.
Vielleicht hast du die Gärung auch nicht bemerkt. Es muss nicht immer blubbern. Wenn man die Früchte isst, müsste man am Geschmack feststellen, ob da die Hefen schon angefangen haben.
Dann allerdings hast du die falsche Hefe hinzugegeben. Auf Backhefe steht "Back"hefe. Warum wohl? Wenn ein "Hornbach" Baumarkt oder ein Raiffeisenmarkt in der Nähe ist, bekommst du dort Reinzuchthefe in flüssiger oder Pulverform. Auch Hefen speziell für Brennmaischen.Die Hefen bekommst du auch vom Betreiber dieser Seite. Diese Hefen bringen deinen Bottich voll Himmbeeren noch einmal in Schwung. Kaufe eine Flasche Direktsaft -Apfel,Traube - trinke ein Glas daraus aus, so dass ein halber Liter übrigbleibt. Füge das Fläschen Reinzuchthefe hinzu.Warte 3 Tage, dann rauscht es in der Flasche. Nun ca. 20 Liter Wasser und den Inhalt der Flasche in die Maische tun und umrühren. Mit ein wenig Glück gärt es dann.
Zum Brenner kannst du die Maische wegen des Zuckers nicht bringen. Der darf das nicht mehr brennen. Mein Tipp: Füge noch 5 kg Zucker hinzu, rühre gut um. Wenn es dann gärt, weitere 5 kg Zucker hinzufügen. Wenn es weiter gärt, noch mal 5 kg Zucker hinzufügen. Mach dir keinen Kopf wegen der Menge. Bei Himbeerwein füge ich bei der Menge über 20 kg Zucker hinzu. Wenn die Gärung beendet ist, die Früchte auspressen mit einem Presssack, zur Not tut es auch ein nicht zu engmaschiges Abtrockentuch ( das danach rot ist). Jetzt hast du einen Himbeerwein, der hoffentlich trotz der Backhefe schmeckt. Diesen Wein jetzt randvoll in einen Behälter tun mit Gäraufsatz. Wahrscheinlich wird es weiter gären. Wenn die Gärung ganz aufhört - kann ein paar Wochen dauern -, die Flüssigkeit mit einem Schlauch abziehen von der Hefe, die auf dem Boden jetzt liegt. Möglichst randvoll im Behälter stehenlassen.Nach 4 Wochen nochmal mit Schlauch abziehen. Jetzt auf Flaschen füllen. Korken nicht ganz hineinstecken und die Flaschen stehend lagern. Wenn der Wein nachgärt, fliegt der Korken nach oben und du kannst den Inhalt trotzdem trinken. Schmeckt dann vielleicht nach Sekt.
Himbeerwein wird mit Glück geschmackvoll.
Und jetzt ganz wichtig: Du kannst dich bei keinem Arbeitsschritt, wenn du probierst, vergiften. Es entstehen keine schädlichen Stoffe, erst recht kein Methanol. Völlig ungefährlich. Du merkst aber dann, ob was schief gegangen ist, das schmeckt man. Dann hilft nur noch der Gang in den Garten und das Ganze auf die Beete gießen.
Aber ich denke, der Wein wird dir gelingen. Das kann man natürlich auch noch selbst brennen. Dazu empfehle ich das Buch des Seitenbetreibers Schmickl: "Schnapsbrennen als Hobby" und für die Weinherstellung speziell das Kitzinger Weinbuch.

Gruß

der hans vom baerbeli

RE: Himbeeren

Ruth Röhrenbach am 25.10.2016 10:53:06 | Region: Landkreis Tübingen
Lieber Hans,
vielen Dank für die Anleitung zum Rettungsversuch.
Drei Fragen habe ich jetzt noch:
Wenn ich die Reinzuchthefe mit dem Direktsaft nach drei Tagen zu der Maische gebe, soll ich 20 l "warmes" Wasser nehmen?
Soll ich die ersten 5kg Zucker gleich dazu tun oder erst wenn die Maische gährt?
Für 20 Liter Wasser plus Zucker habe ich in dem jetzigen Fass keinen Platz. Ich schätze für 15.
Soll ich etwas herauslassen und einfrieren oder extra behandeln? Passt es dann noch mit den von dir angegebenen Mengen? Oder soll ich besser alles in ein 100 Liter Fass füllen (in dem dann allerdings wieder viel Luft wäre...)?

RE: Himbeeren

baerbeli am 25.10.2016 15:58:30 | Region: Mosel
Liebe Ruth,
das Wasser sollte 20-25 Grad haben. Da fühlen sich die Hefen wohl.Den Zucker kannst du auch schon vorher oder mit der Hefe dazu geben.Umrühren.
Du kannst alles in das 100 L Fass geben. Nach dem Abpressen randvoll in kleinere Behälter umfüllen. Die müssen aber alle einen Gäraufsatz haben. Du kannst dir ja vielleicht auch passende Glasballons besorgen, mal eine Suchanzeige bei ebay Kleinanzeigen aufgeben. Im Arauner Buch stehen tolle Weinrezepte, vielleicht wird es ja ein neues Hobby. Für Brennmaischen dann das Buch von Schmickl lesen.
Gruß
der hans vom baerbeli