Die Destillation von Schnaps

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Selbstbau-Destille

Maik am 24.05.2014 16:52:35 | Region: NRW
Hallo Forengemeinde!

Schon zu meiner Schulzeit habe ich einen Liebigkühler aus Kupferrohr gebaut und mit einer ziemlich wackeligen Konstruktion aus einer 1,5l Sangriaflasche über einem Spiritusbrenner destilliert.
Nun soll das ganze mal wieder zum Leben erweckt und zugleich verbessert werden.

Daten des Kühlers:
Kupferrohr 15mm, außen für den Gegenstrom 22mm, Gesamtlänge ca. 370mm, davon aktiv gekühlt 270mm, Neigung durch ein Winkelstück 45° nach unten.

Dazu habe ich in einen induktionsfähigen Dampfkochtopf (Gesamtvolumen etwa 6 Liter) oben einen Ansatz für 15mm Rohre eingeschraubt.

Vorerst habe ich ein einfaches 15mm Steigrohr gebaut. Oben mit einem T-Stück, welches zur Zeit nach oben hin per Endkappe verschlossen ist, aber die Möglichkeit bietet, ein Thermometer einzubauen.
Das Rohr ist, damit unter dem Kühlerauslauf großzügig Platz für ein Auffanggefäß bleibt, aktuell 260mm hoch.


Gibt es da Verbesserungsvorschläge? Reicht der Kühler für diese Größe (Befüllung denke ich max. 3 bis 4 Liter) aus? Ist das Steigrohr zu dünn oder zu hoch?


Gruß, Maik

RE: Selbstbau-Destille

Uebert am 25.05.2014 17:34:14 | Region: nirgendwo
Hallo Maik,

Ich bin selbst noch ein Anfänger und stelle gerade meine "Anlage 2.0" fertig.

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Zum Kühler:
Ich habe auch einen 15 - 22 mm Liebig aus Kupferrohr gebaut. Bei meiner Brennblase (5l) bin ich auf eine Wirkungslänge von ca. 700mm gegangen , insgesamt ist das ding etwa 800mm lang. Damit ist der Kühler zwar überdimensioniert, wird dadurch aber Wassersparender. Rohre sind ohnehin schwer unter 1m länge zu bekommen.

Wie sich dein knapp halb so langer Kühler bei der Brennblase schlägt kann ich nicht sagen, weil ich keine eigenen Erfahrungswerte habe. Ich könnte mir vorstellen dass du da eher an der Untergrenze des machbaren liegst! Wenn du den Kühler in dieser länge nun schon fertig hast würde ich hier einfach sagen: Probieren geht über Studieren! (Und das von mir als Theoretiker zu hören heisst schon was..).

Die interessantere Frage:
Wie verbindest du den Kühler mit dem Rest der Anlage?

Der Große Vorteil des Liebig Kühlers ist ja die einfache Reinigung & Trocknung - Wenn der Kühler aber fest am Rest der anlage hängt geht dieser Effekt durch den 45° Bogen und das T-Stück samt Steigrohr ganz schnell verloren..

Ich habe das nun durch eine Edelstahl-Verschraubung gelöst. Dadurch lässt sich der Liebig einfach an die Anlage Schrauben und zum Reinigen wieder abnehmen.

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Zur Brennblase

Was die Größe angeht befindest du dich (genau wie ich) an der Untergrenze des Sinnvollen. Wie hast du vor zu heizen? Heizplatten machen das normalerweise Periodisch statt kontinuierlich - damit kann es bei einer so kleinen Brennblase zu starken Temperaturschwankungen kommen. Eine gute Lösung ist hier ein Gasbrenner.

Wie sieht denn der Übergang von Topf zu Rohr genau aus ? Das musst du ein bisschen näher Beschreiben, damit man dazu etwas sagen kann. Solang du aber darauf achtest, dass hier nur Kupfer & Edelstahl zum Einsatz kommen sollten kann man sehr kreativ werden. Die aus dem Heizungsbau gängigen Messingverschraubungen dürfen hier nicht verwendet werden - zumindest nicht ohne vorherige Verkupferung!

Wie dichtest du den Kochtopf ab? Die T-Ring Dichtungen, die in solchen Töpfen normalerweise zum Einsatz kommen, sind leider aus Silikon und können daher nicht verwendet werden.

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Zum Rest:
Ein Dampfthermometer wirst du auf jeden Fall brauchen! Die Billigste & Einfachste Methode dürfte hier wohl ein mit Teflonband umwickelter Korken im T-Stück sein, durch den du ein Bratenthermometer einfach durchsteckst.


Ich glaube nicht dass das Steigrohr zu dünn ist, auch wenn viele es dicker bauen. Wie das die Trennleistung der Anlage verbessern soll muss mir dann erstmal jemand nachweisen :) (Hydroxyethan, hast du vielleicht Lust dazu?)
Ein Dickeres Rohr brauchst du erst, wenn du eine Kolonne bauen willst.

Zu hoch sollte das Rohr auf keinen Fall sein - Durch die Höhe gewinnst du (in äußerst geringem Maße) sogar einen besseren Trenneffekt. In diesem Punkt würde ich aber auch gerne eine Einschätzung von jemandem mit Erfahrung hören.


So, ich Hoffe ich konnte dir ein bisschen helfen.. Damit dann viel Spaß beim weiterbasteln!

RE: Selbstbau-Destille

der wo am 26.05.2014 17:51:58 | Region: da wer
Hallo Maik,

Ich würde einen deutlich längeren Kühler (Wirkungslänge 50cm) machen. Und (nur als Kompromiss), wenn du unbedingt das Auffanggefäß auf der selben Höhe wie den Topf haben musst, den Winkel abflachen, indem du das Winkelstück verdrehst, und so den längeren Kühler ermöglichen.
Wie hoch das Steigrohr sein sollte, da gibt es viele Meinungen...ich würde es breiter nehmen, das reduziert auch eventuelle Dichtungsprobleme (durch den geringeren Druck).
Ein kurzer (dafür mit viel Wasser betriebener) Kühler, ohne Geistrohr (direkt an den Winkel dran), mit flachem Winkel, insgesamt eher dünne Rohre: Jedes einzelne tut seinen Teil dazu, daß du die Destille nur sehr langsam fahren kannst. Wenn du aufdrehst, fängt sie an zu hecheln und ev. zu spucken, ohne daß der Destillatfluss zumindest nicht der Mehrenergie entsprechend steigt. Sie saugt abwechselnd kalte Luft ein und pustet warme (bzw. durch den Liebig dann gekühlte) wieder raus.

Aber klar, funktionieren wird es. Es kommt nur darauf an, auf was für einem Niveau du brennen möchtest.

Gruß, der wo

RE: Selbstbau-Destille

Maik am 27.05.2014 18:59:26 | Region: NRW
Danke für die Anregungen.

Betreiben kann ich den Topf auf einem Induktionfeld, das nicht wirklich ein/ausschaltet sondern die Schaltphasen (Schwingungspakete, Phasenanschnitt o.ä.) so kurz hat, dass man es als kontinuierlich ansehen kann und mit 18 Stufen auch sehr fein einstellbar ist.

Im T-Stück sitzt noch seitlich abgehend ein kurzes Stück 15er Rohr, da hab ich erstmal den Winkel vom (abnehmbaren) Kühler nur aufgesteckt, sitzt relativ gut und im Zweifel wird noch mit Teflonband nachgeholfen.

Einen längeren Kühler werd ich dann wohl in Angriff nehmen.
Thermometer oben ins T-Stück ist natürlich schon geplant.

Was spricht gegen das eine Übergangsstück aus Messing und was gegen die Dichtung des Topfes?

RE: Selbstbau-Destille

der wo am 28.05.2014 18:58:41 | Region: da wer
"Was spricht gegen das eine Übergangsstück aus Messing und was gegen die Dichtung des Topfes?"

verwende die Suchfunktion mit Messing und Silikon.

Gruß, der wo

RE: Selbstbau-Destille

Uebert am 29.05.2014 01:00:06 | Region: nirgendwo
Hallo Maik!

Warum du Messing und die Gummidichtung nicht verwenden solltest wurde in diesem Forum schon hunderte male breit uns ausführlich erklärt - wenn du das alles ganz genau wissen willst benutzt du am besten die Suchfunktion! Hydroxyethan hat hierzu sicher schon mehrere Seiten verfasst.

In Kurzform:
Die Topfdichtung besteht aus Silikon und enthält idR. Weichmacher, die sich durch den Hochkonzentrierten Alkoholdampf lösen könnten. Die möchtest du sicher nicht mittrinken - Wahrscheinlich sind die gefährlicher als der gefürchtete Methanol.

Das Übergangsstück aus Messing enthält giftiges Blei, welches du ebenfalls nicht mit dem Ethanoldampf in Berührung kommen lassen solltest. Im Dampfweg sind als Materialien eigentlich nur Edelstahl, Kupfer und Glas erlaubt. Bei Lötstellen ist auch darauf zu achten, dass als Weichlot nur (bleifreies) Sanitärlot (zB. Sn97Cu3) zum Einsatz kommt. Hartlot sollte in jedem falle Cadmiumfrei sein.

Wenn du auf Messing nicht verzichten kannst (und glaub mir, es gibt immer irgendwie einen Weg!), müsstest du das Bauteil zuvor zB. galvanisch Verkupfern.

RE: Selbstbau-Destille

Hydroxyethan am 01.06.2014 08:27:15 | Region: Europa
Gut gebrüllt, Löwe!

Allerdings: Silikon ist nicht wegen Weichmachern (Phtalate) ein Problem, das liegt an anderen Zuschlagstoffen...

Beim Galvanisieren ist auf Cyanid-freie Lösungen zu achten, ich glaube, das erschließt sich von selbst... Ätzen hilft auch...

MFG Hydroxyethan