Die Destillation von Schnaps

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Topfgeschichten

Mulito am 30.10.2004 21:44:30 | Region: Unterdeckkel
Zitat: Klempner in RE: Ablagerung in Edelstahl-Destille von: Klemptner am 29.Okt.2004 12:21:36
"...
3. Das Material des sog. Multitopfes ist mit hoher Wahrscheinlichkeit 1.4301 d.h. für Flüssigkeiten im Bereich von Ph3 überhaupt nicht geeignet.Nach der Lebensmittel-Verordnung überhaupt nicht zugelassen! ..."

"Entsafter" ist eine der wichtigsten Funktionen des Multitopfes.
Viele Früchte haben einen natürlich hohen (Frucht-)Säuregehalt, der gemessen um pH 3,5 liegt. In der Dokumentation gibt es keinen Hinweis, daß bestimmte Früchte nicht in diesen Topf gehören. Zugelassen ist er trotzdem, oder nicht?

Die geniale Idee, ihn als Destille zu nutzen, könnte aus den Hinterland gekommen sein. Ist leider nicht so.
In der Fotogalerie stehen z.Zt. 8 Multitöpfe und 8 Schnellkochtöpfe (vermutlich aus gleichem Edelstahl), also erfolgreichste Modelle oder Irrtum Unwissender.

Bitte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen

Klemptner am 30.10.2004 22:46:59 | Region: Hinterland
Zur info:
"Der „Kreck-Multitopf“ war ein in aller Welt bekanntes Vielzweck-Gerät, das im Sommer zum Einkochen und Entsaften und ansonsten als riesiger (dank Spannklammer und Dichtungsring hermetisch schließender) 15-Liter-Topf zum Kochen, Garen und Dämpfen nützlich war. Kreck gibt es nicht mehr, die Werkzeuge für den Multitopf gingen nach China, und auf denen (also praktisch unverändert) wird dort (also vergleichsweise preiswert) der Multitopf jetzt gebaut".

Meine Anfragen bei der Fa. Westfalia bezgl des Materials von Topf und Dichtung blieben alle unbeantwortet.Erklärt sich aber,s.o.

Bei der Destillation von z.B. Maische werden an das Material aber ganz andere Anforderungen gestellt.

Solange wie dieser "Entsafter" für mich nicht im geringsten auch nur eine Bedingung nach "GMP" erfüllt, ist und bleibt es jedem überlassen was er damit macht.

gruß, klemptner

RE: Bitte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen

Terras am 30.10.2004 23:58:10 | Region: Italia
@Klemptner

Genau das sollte man nicht tun. Äpfel mit Birnen vergleichen nämlich. Ich bin kein Werkstoffspezialist. Aber 18/8 Chromnickelstahl sollte pH-Werte von 3 noch einigermassen tolerieren. Man muss dabei berücksichtigen, ob es sich um oxidierende Säuren handelt. Typische oxidierende Säuren sind u.a. Salpetersäure und Chlorsäure und fast alles was Per....säure ist. Das alles haben wir aber hier nicht vorliegen. Eine Destille nach GMP zu bauen ist zwar ein edler Gedanke aber eigentlich doch etwas hoch gegriffen. Man zeige mir den Hobbybrenner, der seine Maischen danach produziert. Man sollte da schon auf dem Teppich bleiben.

Gruß
Terras

P.S.: Zur Erklärung: GMP bedeutet "Good Manufacturing Practices". Das sind Regeln, die u.a. die UN für die Produktion von Pharmazeutika fordert. Ein festgeschriebenes internationales Regelwerk im Sinne einer Norm oder eines Gesetzes existiert hierzu nicht. Wenn ein Medikament die Hürde FDA (Federal Drug Administration der USA) schafft, gilt es i.d.R. als nach GMP hergestellt. Das alles ist aber ein gesetzlicher und regelbehafteter Moloch. Selbst große Pharmakonzerne wissen auf spezielle Verfahren bezogen oft nicht, was GMP genau bedeutet.

RE: Bitte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen

Alois am 31.10.2004 13:50:46 | Region: Süden
Darf ich richtig stellen bzw. ergänzen? FDA ist die offizielle Abkürzung für die "Food and Drug Administration" in USA. Die GMP sind ursprünglich ein sehr umfangreiches, fast unüberschaubares amerikanisches Regelwerk, in dem u.a. Vorgaben für die Einhaltung von Sicherheit und Qualität bei Herstellung und Anwendung von so ziemlich allen denkbaren Produkten festgelegt sind. Die US-GMP sind Vorbild für viele Länder, z.T. auch für Österreich und Deutschland.

Alois

RE: Bitte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen

Terras am 31.10.2004 14:30:12 | Region: Italia
Klar Alois! War schon etwas spät und Wochenende. ;)
Food and Drug Administration ist natürlich richtig!!!

Die GMP sind allerdings kein festes Regelwerk, dass man irgendwo nachlesen kann. Es geht vor allem um die absolut komplette Dokumentation jedes kleinsten Anlagenteils und Prozessschrittes, um eine Reproduzierbarkeit von Prozessergebnissen zu gewährleisten. Hierbei wird u.a. jede kleinste Schraube dokumentiert und jeder kleinste Handgriff, den ein Humanbeteiligter im Prozess auszuführen hat und sei er noch so minimal. Dies bedeutet eine vollständige Prozesskontrolle, in der _jeder_ erfassbare Parameter festgehalten und dokumentiert wird.

Dass diese Dinge nicht festgeschrieben sein können ergibt sich aus der Natur der Sache. Die Herstellung z.B. eines neuen Medikamentes wird Prozesse erfordern, die es vorher nicht gab, also auch nicht beschrieben sein können. Die "Sauberkeit" und Reproduzierbarkeit spielt die große Rolle bei den GMP.

Ich behaupte, dass keine noch so gute und große Brennerei auf diesem Planeten die Anforderung "GMP" erfüllt. Wenn das so wäre, würde man Schnaps nur zu Apothekenpreisen kaufen können. Der Aufwand ist riesig!

Gruß
Terras

RE: Bitte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen

Alois am 01.11.2004 10:20:46 | Region: Süden
Hallo Terras,

ich habe ein ziemlich dickes Werk, das sich GMP 800 nennt. Ist speziell für Medizinprodukte und wird alle paar Jahre überarbeitet/versachärft. Solcherlei gibt es auch für andere Dinge. Ein halbes Arbeitsleben habe ich "gelitten" unter den GMP requirements und kenne etliche sogenannte FDA-Inspktoren, die mit dem GMP unter dem Arm herumliefen und "dumme" Fragen stellten mit Bezug auf section xy der GMP. Dabei spielt es übrigens keine Rolle, ob es sich bei dem zu bewertenden Produkt und dessen Produktion um etwas völlig Neues, bisher Unbekanntes handelt oder um einen alten Hut. Das ist ja der Sinn dieser Regeln, so allgemein zu sein und doch - möglichst - alles abzudecken.

Richtig ist auf jeden Fall, daß keine Destille bekannter Art die GMP erfüllen würde.

Gruß Alois

RE: Bitte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen

Terras am 01.11.2004 12:24:49 | Region: Italia
Klar Alois, die 800er sind die FDA-Regeln zu GMP. 820.xx... ist glaub ich QS. Die stehen aber wiederum teilweise im Widerspruch zu DIN ISO 9000 ff. Auch die EU hat wiederum ihre eigenen Richtlinien, genauso wie die WHO. Wie gesagt, es ist ein Moloch, durch den man sich durchkämpfen muss. Ich selbst habe aber mehr mit GLP zu kämpfen. ;)

Gruß
Terras

RE: Bitte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen

Terras am 31.10.2004 14:00:22 | Region: Italia
@Klemptner

Denk mal an Essigessenz, also 25%-ige Essigsäure! pH so um 1!! Das verträgt jeder Edelstahlkochtopf locker. Das Problem sind in der Tat die oxidierenden Säuren, w.o. beschrieben haben wir die aber nicht vorliegen.

Gruß
Terras

P.S.: Ich würde mich bereit dazu bereit erklären, dir dabei zu helfen, die von dir genannten Flaschen zu entleeren. ;)

RE: Bitte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen

Klemptner am 31.10.2004 16:07:07 | Region: Hinterland
@Terras

Als Anlagenbauer bin ich jeden Tag mit "GMP" konfrontiert.Für mich ist das eine Art(Ehren)- Codex und Überlebensnotwendig.

Angenommen ich würde etwas ähnliches nach China exportieren, dann wäre in den Begleitpapieren nicht nur eine Bedienungsanleitung, sondern dazu gehört auch ein Werkszeugnis welches das Material bestätigt sowie ein Zertifikat aller eingesetzter Werkstoffe das betrifft vor allen Dingen die Dichtung.Aber in Zeiten wo "Geiz geil ist"denkt darüber keiner nach.

Wie gesagt, inzwischen kommt das Teil aus China, da ist Vorsicht angesagt.Solange keiner sagen kann um welchen Edelstahl es sich hier handelt ist alles nur Spekulation.

gruß, klemptner

PS. Die Flasche mir dem 88er Barolo,(übrigens aus der Lage "Vigna-Rionda") sollte in den nächsten 1 bis 2Jahren entkorkt werden.Da wir beiden das aber nicht an einem Tag schaffen werden noch Mittrinker gebraucht. Hier könnte man Lohrjaeger ein unmoralisches Angebot machen. Ich denke doch daß es im Spessart auch zu viele Wildschweine gibt.Dazu dann den Barolo, Wildschwein vom Grill, bisschen Trüffel, laue Pimont-Nacht....

RE: Bitte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen

Terras am 31.10.2004 17:44:50 | Region: Italia
Also Wildsäue haben wir hier auch genug in Italia. Meine Nachbarn schießen auch auf alles, was sich bewegt, nicht im Stall oder eingezäunt lebt und vier Beine hat. Bei Fasan reichen auch zwei Beine. ;)
Weißer Trüffel wäre auch vorhanden. Die lauen Nächte sind meist garantiert. Außerdem gäbe es neben einem Drei-Sterne-Menü noch einige Brände im Angebot.

Menüvorschlag:

Aperitiv Noilly Prat

Carpaccioterrine vom Wildschweinfilet und frischem Spargel mit einer Dijon-Senf-Vinaigrette

Sautierte Jakobsmuscheln an Anis-Lavendel-Schaum

Kleine karamelisierte Seeteufelmedallions mit Limonen und Vanille parfürmiert und mit einer Sauce von weißen Trüffeln serviert.

Klassisches Limonensorbet

Fasanenbrust mit geschälten weißen Trauben, feinem Champagnerkraut und Mousse von weißen Rübchen, dazu Gnocchi

Feinster Gorgonzola, dazu ein alter Sauternes

Schokoladen- und Nougatvariationen aus Montelimar

Digestifs werden bereit gehalten. :)

Gruß
Terras

RE: Bitte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen

lohrjaeger am 31.10.2004 18:06:12 | Region: spessart
...das hätte schon was! Da mein 3.Hobby nach den Edelbränden und der Jagd nämlich das Niedertemperaturgaren im smoker und im dutch-oven ist würden mir da auch einige leckere Sachen einfallen. Wer sich für sowas interessiert schaut mal unter grillsportverein.de.
@Dr.S. bitte erstmal den link anschauen, ist ohne jeden Kommerz.

RE: Bitte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen

Klemptner am 31.10.2004 18:45:32 | Region: Hinterland
Hallo Terras und Lohrjaeger

Das Menü liest sich gut, sehr gut sogar!!
Mal sehen ob sich zum Sauternes noch ein Spender begeistern kann;-)

gruß, klemptner

RE: Bitte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen

tigerduck am 31.10.2004 19:21:44 | Region: apulien
Also ich könnte Grappa,Olivenöl und Mandeln zum Menue zusteuern.........
Und selbstverständlich Bier in allen Variationen.

Tigerduck

RE: Bitte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen

Glucks am 01.11.2004 07:49:15 | Region: www
Von mir kommen selbst gebackenes Pitta mit Kräutern aus dem Garten und meine gerade reifende Edelschimmelsalami oder nach Geschmack vielleicht auch luftgetrockneter Rinderschinken und lecker Zwetschgenschnaps.

MfG Glucks

RE: Bitte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen

Alois am 01.11.2004 10:26:23 | Region: Süden
Solltet Ihr noch jemanden brauchen, der das absolute Gehör und einen prämierten Richkolben hat......-> Alois

Klarstellung

Klemptner am 01.11.2004 11:55:55 | Region: Hinterland
Hallo

Richtig. Eine Destille nach GMP-Richtlinien wird es und kann es nicht geben.Das war auch nicht das eigentliche Thema.
Mir ging es einfach darum, klarzustellen wie man als potentieller Kunde behandelt wird.
Mit Sicherheit kann niemand meine Fragen von Westfalia beantworten, das war mir klar.

Nochmal:
Mit dem Ding kann jeder machen was er will,trotzdem gilt:
"Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste" oder kauft hier jemand gerne die Katze im Sack?

gruß, klemptner

RE: Klarstellung

Terras am 01.11.2004 12:31:38 | Region: Italia
Hmmm ...

Ich habe auf Anhieb einen Anbieter gefunden, der den Topf vertreibt und das Material mit 18/10 angibt. Der Boden ist ein Sandwichboden mit 6 mm starker Alueinlage. Ich persönlich hätte da keine Bedenken, höchstens in Bezug auf die Dichtung.

Gruß
Terras

RE: Klarstellung

Terras am 02.11.2004 14:24:59 | Region: Italia
Hallo Klemptner,

Westfalia hat mir auf Anfrage per mail innerhalb einer Stunde mitgeteilt, dass der Topf aus 18/10 hergestellt ist.


Gruß
Terras

RE: Klarstellung

Klemptner am 02.11.2004 14:43:07 | Region: Hinterland
Hallo Terras

Vielleicht war meine Frage zu umfangreich, denn die bezog noch auf das Dichtungsmaterial.
Oder es war gerade Urlaubszeit....Wer weiß?

Übrigens sollen aus China Uhren kommen, wo "Rolex" draufsteht;-)

gruß, klemptner

RE: Klarstellung

Terras am 02.11.2004 15:00:00 | Region: Italia
Nee, nee Klemptner... die "echten" Rolexuhren werden traditionell in Italia hergestellt, lediglich die Uhrwerke stammen mittlerweile vom Platz des himmlischen Friedens. Die "Echtheitszertifikate" stammen meist aus guten Druckereien, die auch die Etiketten und "Gallo-Nero"-Banderolen für den ALDI-Chianti drucken. Ich selbst hatte jahrelang mal eine "echte Cartier", die hat mich damals 2000 Lire gekostet. *lach*

Btw: Nicht mal WMF oder Silit wissen genau aus welchem Material ihre Dichtungsringe für Schnellkochtöpfe hergestellt werden (zumindest nicht die Kundenberatung). Das hatten wir schon mal sehr umfangreich diskutiert hier.


Gruß
Terras