Hallo Knut,
Die Länge der Kolonne entscheidet über die Trennleistung, der Durchmesser über die mögliche maximale Dampfmenge bzw. Heizleistung. Bei einem Durchmesser von 54mm ist spätestens bei 3kW Schluss, hängt auch etwas vom Packungsmaterial ab. Wenn der Dampfdruck zu hoch ist, fließt der Reflux nicht mehr herunter, sondern wird nach oben gedrückt, spritzt also im schlimmsten Fall oben heraus! Also vergiss das mit 28mm Durchmesser besser.
54mm bzw 2" -Kolonne ist der Klassiker für Hobbyanlagen. 1m Länge auch ein üblicher Wert, der vielleicht für den Vodkaspezialisten noch nicht reicht, aber für alles andere auf jeden Fall.
Ich hab ein 54er Edelstahlrohr, passt perfekt in Kupfermuffen. Es darf übrigens kein Konstruktionsrohr sein, diese haben innen eine Schweißnaht, es muss ein Lebensmittelrohr bzw Leitungsrohr sein. Das macht die Sache etwas teurer...
54mm-Kupferrohr hab ich damals nur in 5m-Stangen gefunden, vielleicht sieht es zur Zeit in der Bucht besser aus? Hätte den Vorteil, ev. irgendwann problemlos was dranlöten oder anderweitig bearbeiten zu können.
Deine geplante Kühlwasserversorgung ist natürlich recht aufwändig, gemessen an dem Aufwand, den du sonst betreiben möchtest, kein Kühlfinger und so. Insgesamt scheint mir ein reines LM-System einfacher. Nach meinem jetzigen Wissensstand würde ich dir eine 45° offset LM empfehlen, die findest du in der StillDrawings pdf.zip-Datei auf Seite 16. Vielleicht mit Liebig-Refluxkühler (hat sich bewährt bei mir finde ich) und vielleicht mit zusätzlicher Abschirmung des Thermometers vor dem Rückfluss.
Bessere Temperaturmessung als bei meiner Anlage oder einer Bokakob, einfach und günstig zu bauen und einfacher zu steuern als eine CM.
Es gibt auch ähnlich aussehende (mit 45°-Winkel) LM-Systeme, die ganz ohne Ventil nur mit der Positionierung der Refluxspule gesteuert werden, "condenser controlled" also CC-LM:
http://homedistiller.org/forum/viewtopic.php?f=1&t=16053&sid=90682a14edd2b59167f69a0df1ee5c5c
vor allem auch das youtube-Video anschauen.
und
http://homedistiller.org/forum/viewtopic.php?f=17&t=41579
http://homedistiller.org/forum/viewtopic.php?f=17&t=41650
Damit würdest du hier glaub ich Neuland betreten.
Mein Refluxliebig hat nur 35cm-Wirkungslänge bei 22mm Durchmesser und reicht für meine 2kW. Da die Effizienz bei einer Neigung von 45° etwas geringer ist, und du eine kleine Ecke größer planst, wären 50cm ok.
Für einen Reflux-Aromabrand musst du:
1. den Vorlauf konzentrieren und abtrennen können, dafür muss der Refluxkühler alles zurückschicken können.
2. danach im Potstillmodus fahren können, um schnell zu den niedrigeren % mit Aroma zu kommen (geht mit VM nicht).
3. dann, ohne dauernd in Nachlauf- oder Neutraltemperaturen abzuschmieren, in diesem Bereich bis nichts mehr kommt bleiben können (geht mit LM einfach zu steuern). Sonst hast du tatsächlich weniger Aroma oder genauso viel Nachlauf wie mit der Potstill. Eine Reflux, welche diesen Punkt 3 nicht meistert, also nur "zumindest konzentrierter als bei einer Potstill" läuft, ist für Aromabrände denke ich weniger geeignet als eine Potstill, da du dir hier das Aroma holst.
Hydroxyethans Anlage hat übrigens noch das Plus, daß sie groß und gut isoliert ist (Glas). Auch die Isolierung des Brenners wird sich positiv auswirken. Dadurch hat er weniger Schwankungen, welche sonst das Problem von CM sind:
Stell dir vor, du produzierst gerade 10 Dampf und ziehst davon 1 als Destillat ab, 9 schickst du zurück. Du hast also einen Reflux-Ratio (RR) von 9:1. Wie gehen die drei Systeme nun mit Schwankungen um?
Angenommen, irgendwas passiert und du produzierst nur 9 Dampf:
VM: der RR bleibt konstant bei 9:1, statt 1 ziehst du 0.9 ab, die % aber bleiben gleich.
LM: du ziehst trotzdem 1 ab, der RR sinkt auf 8:1, die % sinken minimal.
CM: du schickst weiterhin 9 zurück, du erhältst also kein Destillat! In dieser Zeit steigen die % in der Kolonne, wenn du nachregelst oder die Dampfmenge wieder steigt, erhältst du eine Zeit lang höhere %, also geschmacksarmes Destillat.
Was passiert, wenn du 11 statt 10 Dampf produzierst?
VM: RR bleibt bei 9:1, statt 1 ziehst du 1.1 in der gleichen Qualität ab.
LM: du ziehst weiterhin 1 ab, der RR steigt auf 10:1, die % steigen minimal.
CM: du schickst weiterhin 9 zurück, der RR beträgt nun 9:2 bzw 4.5:1, du bekommst plötzlich die doppelte Menge Destillat mit rasch in den Nachlauf fallenden %!
Bei kleinem RR, also wenn noch relativ viel % im Kessel sind, haben Schwankungen der Dampfmenge nur wenig Auswirkungen auf CM, eher dann auf LM und VM, das ist bei dieser Art zu Brennen aber nur eine kurze Phase.
Das Beispiel ist vereinfacht und theoretisch, lässt manches außer acht.
ZB daß die CM-Refluxspule pro Wasser nicht eine fixe Menge kondensiert, sondern daß diese Menge auch von den % bzw °C des Dampfes abhängt; je weniger °C, desto mehr Dampf wird pro Kühlwasser kondensieren. Das ist übrigens ein Nachteil: Stell dir einen Aromabrand vor, bei dem du gerade rektifizierst. Wenn die % mit der Zeit sinken also die Temp steigt (bei gleichbleibender Dampfproduktion und Kühlwassermenge), schickt die Spule weniger zurück, der RR sinkt, dadurch sinken die % zusätzlich als sowieso schon. Die LM ist dagegen immun (die VM steuert sogar dagegen, erhöht automatisch den RR bei fallenden %, kommt aber bei Aromabränden leider eh nicht in Frage).
Angenommen du bist nun auf 60% runter und möchtest den RR erhöhen. Du gibst also etwas mehr Kühlwasser, schickst dadurch mehr zurück, dadurch steigen die %, alles paletti eigentlich. Aber: Die nun steigenden % mit niedriger Temp lassen sich leichter zurückschicken, der RR vergrößert sich also zusätzlich kurz danach. Sprich, Änderungen am Kühlwasser werden durch die sich ändernden % nachträglich vergrößert, das erschwert die Feineinstellung zusätzlich.
Auch Schwankungen der % durch Schwankungen der Dampfmenge wie im Beispiel oben, werden durch diesen Effekt nochmal nachträglich verstärkt.
Allerdings gibt es hier auch einen Nachteil der LM: Wenn die % im Kessel sinken, wird bei gleicher Heizleistung nur noch weniger Dampf produziert. LM zieht aber immer noch die gleiche Menge ab, daher verringert sich der RR, wodurch die % zusätzlich sinken. Dieser Effekt stört aber wenig, da er sich über die ganze Destillation gleichmäßig hinzieht, trotzdem steuern manche (vor allem Neutralbrenner) bei ihrer LM deswegen den Rückfluss statt das Produkt "reverse LM", oder sogar beides mit zwei Ventilen (Foto 244). Bei CM erhöht sich bei sinkender Dampfmenge der RR, das wirkt den ständig sinkenden % entgegen, gleicht aus.
Und natürlich:
-CM hat kein Ventil im Produktweg, daher fallen ein paar Probleme und Kosten weg.
-bei LM hast du diesen Pool. Die Steuerung ist daher ein bisschen langsamer, als es auf dem Thermometer aussieht.
-Die Tempmessung ist bei CM perfekt (siehe meine Posts hier 13. und 18.10.). Übrigens kannst du natürlich hier nur messen, sobald du Destillat abziehst. Vor dem Abziehen messen zu können (wie bei VM, LM, bei CM nur mit zusätzlichem Thermometer), hat den kleinen Vorteil, daß du den Anreicherungsvorgang vor dem Vorlaufabtrennen beobachten kannst, und dann sogar abschätzen kannst, wieviel Vorlauf in der Maische ist (je niedriger die erreichten °C, desto pfui).
So, jetzt brummt mir der Schädel...und es liegt nicht am Vorlauf...
Gruß, der wo